VfB Stuttgart - DSC Arminia Bielefeld 1:1

In einer über weite Strecken schwachen Begegnung holte Arminia Bielefeld mit dem 1:1 beim VfB Stuttgart einen glücklichen, letzten Endes jedoch nicht ganz unverdienten Auswärtspunkt. Durch diesen unerwarteten Teilerfolg konnte der Abstand zu den Teams auf den Abstiegsplätzen um einen wertvollen Zähler erhöhlt werden, da sowohl Frankfurt und Duisburg auswärts als auch Nürnberg und Mainz zu Hause allesamt verloren.

Die Gastgeber, die immer noch auf den ersten Bundesliga-Sieg unter ihrem neuen Star-Trainer Giovanni Trappatoni warten, begannen schwungvoll. Bereits in der sechsten Minute umspielte Tomasson nach Vorlage von Grönkjaer im Strafraum Arminias Torwart Hain und erzielte einen Treffer, der jedoch von Schiedsrichter Babak Rafati zu Recht wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt wurde.

In der Folgezeit blieb der VfB deutlich feldüberlegen, konnte daraus jedoch viel zu wenig Kapital in Form von ernstzunehmenden Torgelegenheiten schlagen. So blieb es bis zur Pause bei einigen wenigen, eher harmlosen Chancen durch Hinkel, Grönkjaer und Tiffert. Arminia beschränkte sich bis zur Pause weitgehend auf die Defensive. Trotz des kurzfristigen Ausfalls von Tobias Rau hielt die Abwehr dicht. Eigene Offensivaktionen blieben bis auf einen einzigen Torschuß von Boakye, der für Stuttgarts Torwart Timo Hildebrand keine Gefahr darstellte, Mangelware.

In der Halbzeitpause ersetzte Trappatoni den unauffällig gebliebenen Stürmer Gomez durch Neuzugang Ljuboja, der zwar eine Weile brauchte, um ins Spiel zu kommen, aber insgesamt eine nicht ganz so blasse Vorstellung wie sein Vorgänger ablieferte. Doch war es kurz nach der Pause erneut dem Dänen Tomasson vorbehalten, für die erste gefährliche Situation vor dem Tor der Arminia zu sorgen. Nicht zuletzt dank einer guten Leistung von Marcio Borges hielt die Abwehr jedoch zunächst weiterhin dicht.

Da den Stuttgartern trotz optischer Überlegenheit im Sturm ersichtlich die Ideen fehlten, drohte sich im Stadion gähnende Langeweile breitzumachen. Der Weggang von Spielmacher Hleb nach London konnte ganz offensichtlich bislang überhaupt nicht kompensiert werden. Als die Stimmung im Stadion bereits auf den Nullpunkt zu sinken drohte, ermöglichte Arminias Abwehr durch eines der inzwischen schon obligatorischen Abstimmungsprobleme doch noch die Führung für den VfB.

Nach einem Spielzug über Ljuboja schlug Silvio Meißner von der rechten Seite eine Flanke an den Fünfmeterraum. Die beiden dort postierten Verteidiger glaubten offenbar jeder, daß der jeweils andere den heranstürmenden Tomasson übernehmen würde. So konnte der Däne ungehindert zwischen den beiden eigentlich gut postierten Bielefeldern hindurchlaufen und vollkommen unbedrängt mit dem Kopf zum 1:0 einnetzen. Mathias Hain hatte in dieser Szene keine Abwehrchance.

Da die Gäste sich jetzt notgedrungen darauf besannen, daß auch die Offensive zu einem Fußballspiel dazugehört, entwickelte sich in den darauffolgenden Minuten ein offener Schlagabtausch mit einer Torgelegenheit durch Porcello auf der einen und zwei Chancen durch Ljuboja auf der anderen Seite. Da der VfB sich jetzt zusehends auf das Verwalten des knappen Vorsprunges verlegte, drehte sich das Bild. Arminia erspielte sich in dieser Phase eine leichte Überlegenheit, ohne jedoch den Stuttgarter Torwart ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können.

Schließlich sollte sich das Anrennen der Bielefelder doch noch auszahlen, jedoch nicht durch einen herausgespielten Angriff. In der 79. Minute fand ein weiter Befreiungsschlag von Torwart Hain an Freund und Feind vorbei seinen Weg in den Stuttgarter Strafraum zum für Krupnikovic eingewechselten Roberto Pinto, der vom Elfmeterpunkt durch die Beine von Timo Hildebrandt den Ausgleich erzielte. Aufgrund der Passivität der Stuttgarter nach dem Führungstreffer war das 1:1 zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient.

In den letzten zehn Minuten fehlten beiden Teams weitgehend die Mittel, um das gegnerische Tor noch einmal ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Auf beiden Seiten gab es jeweils genau eine Ausnahme. Zunächst erzielte Ljuboja in der 83. Minute einen Treffer für den vergeblich auf die Entscheidung drängenden VfB. Wie schon in der ersten Halbzeit verweigerte Schiedsrichter Rafati diesem Treffer die Anerkennung, weil sein Assistent eine Abseitsstellung angezeigt hatte.

Diese Entscheidung sorgte für großen Unmut beim Publikum, da bei der Flanke, die zum Tor führte, beim besten Willen keine Abseitsstellung zu erkennen war. Der Linienrichter hatte jedoch bereits bei der Aktion davor eine Abseitsstellung gesehen und daraufhin frühzeitig die Fahne gehoben, so daß die Entscheidung des Schiedsrichters korrekt war. In der nach dem Spiel auf der Videowand eingespielten Zeitlupe war dieser Teil der Szene nicht mehr zu sehen, so daß viele Stuttgarter mit dem Gefühl nach Hause gingen, um den Sieg betrogen worden zu sein.

Sie hätten jedoch um ein Haar sogar noch eine sicherlich unverdiente Niederlage ertragen müssen. In der 89. Minute legte der eingewechselte Dalovic am Stuttgarter Strafraum für Fatmir Vata auf, der aus vollem Lauf den Ball nicht richtig zu treffen vermochte, so daß das runde Leder knapp am Gehäuse vorbeistrich. Ein Auswärtssieg wäre jedoch angesichts der Spielanteile auch sehr glücklich gewesen.

Aber auch so waren es die Fans und Spieler der Gäste, die diesen Punktgewinn feierten, während die Schwaben ihre Enttäuschung über den verpaßten Dreier nicht zu verbergen vermochten. Vielleicht war es doch ein Fehler, bereits vor dem Spiel den ersten Sieg als beschlossene Sache zu propagieren. Denn siegesgewisse Parolen im Stadion-TV, wie sie in Stuttgart vor dem Spiel permanent zu sehen und vor allem zu hören waren, schießen nun einmal keine Tore.

Bericht: El Capitán

Mannschaftsaufstellungen:

VfB Stuttgart: Hildebrand, Hinkel (59. Stranzl), Meira, Delpierre, Gerber, Meißner, Soldo, Tiffert, Grönkjaer, Tomasson, Gomez (46. Ljuboja).

Arminia Bielefeld: Hain, Korzynietz, Westermann, Borges, Schuler, Fink, Porcello, Zuma (72. Dalovic), Krupnikovic (64. Pinto), Vata, Boakye.

Schiedsrichter: Babak Rafati (Hannover)

Tore: 1:0 Tomasson (57.), 1:1 Pinto (79.)

Zuschauer: 28.000