In der zweiten Runde des DFB-Pokals verlor Arminia Bielefeld zu Hause gegen den Erstligisten VfL Bochum klar mit 0:4 und schied damit aus diesem Wettbewerb aus. Die Mannschaft zeigte eine gute kämpferische Leistung, war dem klassenhöheren Gegner jedoch über weite Strecken nicht gewachsen und kassierte aufgrund wiederholter haarsträubender individueller Fehler völlig verdientermaßen vier Gegentore. In der zweiten Halbzeit wurde Arminia von den Bochumern phasenweise regelrecht vorgeführt. Trotz der hohen Niederlage gelang jedoch die Versöhnung der Mannschaft mit dem Publikum, das selbst nach dem 0:4 noch eine unglaubliche Stimmung verbreitete, wie sie schon seit Jahren auf der Bielefelder Alm nicht mehr zu hören gewesen war.
Die Bielefelder waren mit einer offensiven Aufstellung mit nur drei etatmäßen Verteidigern angetreten. Im Mittelfeld spielte Michael Sternkopf, der bei seinem Comeback in Reutlingen bereits eine überzeugende Vorstellung abgeliefert hatte und auch in diesem Pokalspiel wieder zu den besten Arminen gehörte. Im Tor stand der erst am Vortag aus Fürth verpflichtete Neuzugang Mathias Hain, der den 18jährigen Youngster Dennis Eilhoff ablöste.
Seinen Einstand hätte sich Hain jedoch sicherlich anders vorgestellt, denn bereits in der vierten Spielminute mußte er zum ersten Mal hinter sich greifen. Bochums einzige Spitze, Marijo Maric, nutzte einen Ausrutscher seines Gegenspielers Bastian Reinhardt und schoß von der Strafraumgrenze flach ins rechte untere Eck ein. Bei diesem Gegentreffer machte der neue Bielefelder Torwart keine sonderlich gute Figur. Nach dem Schuß von Maric warf er sich zwar rechtzeitig in die Ecke zu Boden, verfehlte jedoch mit der Hand den Ball heranfliegenden Ball knapp. Der Führungstreffer wirkte jedoch keineswegs unhaltbar. Das Publikum nahm den frühen Gegentreffer gleichwohl ohne Proteste zur Kenntnis und feuerte die Mannschaft im Gegensatz zu den letzten Spielen durchgängig an.
Der Rückstand bremste etwas den Offensivdrang der Bielefelder, die sich zwar über weite Strecken der ersten Halbzeit klare Feldvorteile erkämpfen konnten, jedoch nicht in der Lage waren, diese in ernstzunehmende Torchancen oder gar in zählbare Resultate umzusetzen. Ein Freistoß von Massimiliano Porcello aus etwa 30 Metern Torentfernung, den der Bochumer Torwart Rein van Duijnhoven ohne große Mühe entschärfen konnte, stellte noch eine der gefährlichsten Aktionen dar.
Gegen Ende der ersten Halbzeit wurden die Bielefelder zunehmend überlegener und ließen die Gäste kaum noch aus ihrer eigenen Hälfte kommen. Einer der in dieser Phase seltenen Bochumer Gegenangriffe hätte jedoch um ein Haar bereits eine frühzeitige Vorentscheidung der Partie mit sich gebracht. Nach einem Eckball geriet die Bielefelder Hintermannschaft in der 38.Minute gehörig ins Schwimmen. Zunächst setzte der Bochumer Hilko Ristau einen gefährlichen Kopfball an, der aber nur die Latte des Bielefelder Tores traf. Der Abpraller landete bei Martin Meichelbeck, der die aufkommende Verwirrung zu einer weiteren Kopfballchance nutzte. Er traf jedoch nur wenige Sekunden nach Ristau ebenfalls nur die Latte. Der Ball sprang in den Strafraum zurück und ermöglichte erneut Meichelbeck einen Kopfball auf das Tor der Arminia. Diesmal war jedoch Torwart Hain zur Stelle, fing den Ball und entschärfte so diese brenzlige Situation.
Nach der Halbzeitpause kamen die Bochumer völlig verwandelt aus der Kabine. Hatten sie noch vor der Pause über weite Strecken den Gastgebern das Feld überlassen, so spielten sie jetzt wesentlich offensiver, griffen frühzeitig an und erstickten damit die meisten Bielefelder Angriffe bereits im Keim. Die Folge dieser aggressiveren Taktik waren zahlreiche eigentlich vermeidbare Fehler im Aufbauspiel der Arminen, die ein ums andere Mal bereits an der Mittellinie durch Fehlpässe den Ball an die Gäste verloren. Eine solche Situation nutzte in der 59.Minute Bochums Sebastian Schindzielorz zu einem Alleingang durch die gesamte Bielefelder Abwehr. Schindzielorz wurde dabei nicht entscheidend gestört und konnte somit in aller Ruhe den Treffer zum 2:0 für den VfL Bochum erzielen.
Nur wenige Sekunden nach dem zweiten Bochumer Tor erlaubte sich die Bielefelder Deckung einen erneuten kapitalen Schnitzer. Arne Friedrich spielte einen Querpaß direkt auf den aufgerückten Bastürk, der augenblicklich zu einem sehenswerten Alleingang startete, den er mit dem Treffer zum 3:0 für Bochum abschloß.
In der Folgezeit war Arminia darum bemüht, wenigstens noch den Ehrentreffer zu erzielen und damit dem Publikum für die ungebrochene Unterstützung etwas zurückzugeben. Trainer Benno Möhlmann versuchte dies dadurch zu erreichen, daß er in der 68.Minute mit Artur Wichniarek für Massimiliano Porcello eine dritte Sturmspitze einwechselte und zudem für den glücklosen Bruno Labbadia Ilija Aracic aufs Feld schickte. In der Folgezeit ergaben sich auch tatsächlich einige Torchancen, bei denen Bochums Torwart unter anderem von Wichniarek und Bastian Reinhardt geprüft wurde. Ein Tor für die Gastgeber wollte jedoch nicht fallen.
Dafür gelang in der 77.Minute Peter Peschel noch der vierte Treffer für die Gäste aus Bochum, erneut nach einem schnellen Konter. In der Schlußphase bäumten sich die Bielefelder noch einmal auf, van der Ven scheiterte mit einer letzten Torchance an Torwart van Duijnhofen, aber dann war das Spiel auch schon vorbei und verloren. Sang- und klanglos ging die Heimmannschaft gegen den favorisierten Bundesligisten mit 0:4 unter. Bochum schoß sich damit nach zuvor drei Niederlagen aus der Krise, während bei Arminia der erhoffte Befreiungsschlag nach dem Trainerwechsel vorerst ausblieb.
Es bleibt abzuwarten, ob unter Benno Möhlmann die negative Entwicklung der letzten Zeit gestoppt und umgekehrt werden kann. Schon drei Tage später bietet sich beim Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers die Gelegenheit dazu. Arminia steht am Scheideweg, und jetzt muß sich zeigen, ob die Mannschaft wirklich die nötige Qualität hat, um in der Spitzengruppe der zweiten Bundesliga mitzuspielen. Einige gute Ansätze waren im kämpferischen Bereich bereits zu erkennen, und Michael Sternkopf bot in seinem ersten Einsatz über 90 Minuten seit langer Zeit eine durchaus ansprechende Leistung. Die gezeigte Vorstellung reicht jedoch bei weitem noch nicht aus, um den vor der Saison aufgestellten Ansprüchen in der zweiten Bundesliga gerecht zu werden.
Trotz der hohen Niederlage wird dieses Spiel allen anwesenden Zuschauern unvergeßlich bleiben, denn an diesem Abend wurde nach den unschönen Vorkommnissen der letzten Wochen die Versöhnung zwischen Mannschaft und Publikum vollzogen. Auf den Rängen herrschte erstmals seit langer Zeit wieder eine Stimmung, die unter die Haut ging. Mit jedem Gegentor wurden die Schlachtgesänge nur noch lauter. Ausgelöst von einer kleinen Gruppe auf dem angrenzenden Sitzplatz-Block J stimmte die Südtribüne bis zum Abpfiff eine frenetische Anfeuerung nach der anderen an. Nach dem Spielende bedankte sich die Mannschaft ausgiebig für die zuletzt so vermißte akustische Unterstützung. Zumindest auf den Rängen herrschte also eine Art Aufbruchsstimmung. Es bleibt zu hoffen, daß sich diese demnächst auch wieder auf die Mannschaft überträgt.
Mannschaftsaufstellungen:
Arminia Bielefeld: Hain, Reinhardt, Friedrich, Stratos, Porcello (68. Wichniarek), Flock, Dammeier, Wück (56. Schäper), Sternkopf, van der Ven, Labbadia (68. Aracic).
VfL Bochum: van Duijnhoven, Ristau, Dickhaut, Milinovic, Peschel (85. Drincic), Bemben, Schindzielorz, Meichelbeck, Bastürk, Mandreko (29. Buckley), Maric (77. Sundermann).