Beim torlosen Unentschieden auf der Bielefelder Alm gegen die Stuttgarter Kickers zeigte Arminia Bielefeld erneut eine schwache Leistung, die daran zweifeln ließ, daß die Mannschaft in dieser Saison zu den Kandidaten für den Aufstieg in die 1. Bundesliga zählt. Trotz der offensivsten Aufstellung seit Menschengedenken blieb Arminia auch im dritten Heimspiel hintereinander ohne Torerfolg und brachte nur bei einigen Standardsituationen das Tor des Gegners gelegentlich in Gefahr. Zwar stimmte auch diesmal wieder die kämpferische Einstellung, die Bielefelder fanden jedoch gegen die massive Abwehr der zeitweise mit elf Mann verteidigenden Gäste aus Stuttgart über das gesamte Spiel kein probates Mittel.
Arminia war mit drei Spitzen (Labbadia, Aracic und van der Ven) angetreten. Trainer Benno Möhlmann hatte neben Dammeier und den beiden offensiven Kräften Sternkopf und Wück auch noch Thomas Stratos ins Mittelfeld beordert und zudem auf der rechten Abwehrseite mit Dirk Flock einen weiteren Mittelfeldspieler mit Offensivdrang aufgestellt, so daß mit Reinhardt und Borges nur zwei echte Verteidiger auf dem Platz standen. Im Laufe des Spiels kehrte Möhlmann zwar zeitweise zu einem System mit nur zwei Spitzen zurück, indem er den enttäuschenden Dirk van der Ven bereits in der 39.Minute gegen Everson austauschte. Später brachte er jedoch in der 70.Minute mit Artur Wichniarek für Christian Wück wieder eine dritte Spitze ins Spiel, nur um bereits zwölf Minuten später mit Massimiliano Porcello für den glücklosen Ilija Aracic wieder einen Mittelfeldspieler für einen Stürmer ins Spiel zu bringen. Alle diese Umstellungen in der Offensive halfen jedoch nichts, keiner der eingewechselten Spieler vermochte für eine spielentscheidende Wendung zu sorgen.
Bereits in der Anfangsphase zeigte sich, daß das Spiel gegen die defensiv eingestellten Stuttgarter (nur ein Stürmer) ein hartes Stück Arbeit werden würde. In den ersten zehn Minuten gelang den Bielefeldern kein einziger guter Angriff, weil die Gäste bereits das Aufbauspiel der Arminen wirksam störten und zudem die Bielefelder Offensivkräfte in konsequente Manndeckung nahmen. Statt dessen hatten die Stuttgarter bereits nach fünf Minuten ihre erste Chance. Nachdem Dirk Flock einen Fehlpaß in die Spitze gespielt hatte, überlief Kümmerle auf der rechten Seite Michael Sternkopf und drang in den Strafraum ein, wo aber Bastian Reinhardt fünf Meter vor dem Tor zur Ecke klären konnte. Den Eckball trat wiederum Michael Kümmerle, der den Ball von der Eckfahne gekonnt direkt auf Tor zirkelte. Bereits in dieser Szene mußte Arminias neuer Torwart Mathias Hain in seinem ersten Zweitligaspiel für die Ostwestfalen sein ganzes Können aufbieten, um diesen überraschenden Schuß von der Linie zu fausten.
In der Folgezeit dominierten jedoch die Bielefelder das Spiel. Eine Zeit lang spielte Arminia jetzt konsequent über die Außenpositionen, und daraus ergaben sich auch gleich die ersten guten Torchancen. Zunächst kam nach einer Hereingabe von Dirk Flock von der rechten Seite Dirk van der Ven aus etwa 13 Metern frei zum Schuß, traf den Ball jedoch nicht richtig, so daß sein Schuß harmlos in die Arme des wartenden Stuttgarter Torhüters Sead Ramovic hoppelte. Kurz darauf scheiterte Detlev Dammeier mit einem Weitschuß aus gut und gerne 30 Metern am Stuttgarter Torwart, der den direkt vor ihm aufsetzenden Ball nur noch zur Ecke lenken konnte.
Den Eckstoß führte ebenfalls Dammeier aus, der diesen sehr gut hoch in die Strafraummitte brachte. Bastian Reinhardt stieg etwa sieben Meter vor dem Tor zum Kopfball hoch, den Torwart Ramovic nicht festhalten konnte. Für ihn klärte jedoch zunächst Torsten Ziegner vor den einschußbereiten Ilija Aracic und Dirk van der Ven, beim Nachschußversuch scheiterte dann erneut Reinhardt an Abwehrspieler Christian Kritzer, der sich zwei Meter vor ihm in den Schuß warf. Günther Heberle konnte schließlich den Ball endgültig aus der Gefahrenzone befördern. Kurz darauf vergab Marcio Borges nach bei einem weiteren Eckball die nächste Bielefelder Torchance.
Der einzige Gegenangriff der Stuttgarter in dieser Phase führte überraschend zu Gefahr, als Marek Penksa aus etwa 27 Metern abzog und Torwart Mathias Hain der Ball durch die Hände rutschte. Von der Brust des Bielefelder Keepers prallte der Ball ab und hoppelte mit starkem Drall über die Torauslinie. Obwohl Hain in dieser Szene keine gute Figur machte, wurde er anschließend vom Publikum auf der Hintertortribüne mit aufmunternden "Matze, Matze"-Sprechchören bedacht, für die er sich auch artig bedankte. Welch ein Kontrast zu seinem Vorgänger Goran Curko...
Den anschließenden Eckball schlug erneut Michael Kümmerle, dessen stark angeschnittene Eckstöße an diesem Abend immer wieder zu gefährlichen Toschüssen wurden. Auch diesmal sorgte er für Gefahr, denn Mathias Heim unterlief den Ball und ging dabei zu Boden. Für ihn klärte Christian Wück, der am linken Pfosten gestanden hatte, kurz vor der Torlinie per dem Kopf. Im Gegenzug kamen dann die Bielefelder erneut zu einer guten Torchance, als ebenfalls nach einer Ecke einmal mehr der 1,95 Meter große Bastian Reinhardt zum Kopfball kam. Von praktisch der gleichen Position wie bei seiner ersten Kopfballchance traf er diesmal knapp über das Stuttgarter Tor.
In der 39.Minute wurde dann Dirk van der Ven ausgewechselt, der bis dahin keine richtige Bindung zum Spiel gefunden hatte, hinter den beiden Stürmerkollegen Aracic und Labbadia überfordert wirkte und keine große Durchschlagskraft entwickeln konnte. Für ihn kam der Brasilianer Everson ins Spiel, der in der Folgezeit weniger durch brasilianische Kunststücke als vielmehr durch konsequenten Einsatz auffiel, der ihm leider wie schon gegen Mannheim sowie in Mainz und St.Pauli die gelbe Karte einbrachte. Everson dürfte daher der heißeste Kandidat für die erste Sperre wegen der fünften gelben Karte in dieser Saison sein. Van der Ven war über seine Auswechslung übrigens so verärgert, daß er in Sekundenschnelle wortlos in der Kabine verschwand.
Everson dagegen führte sich gleich gut ein, indem er nach einem Querpaß von Christian Wück aus etwa 20 Metern auf Tor schoß, jedoch am Stuttgarter Torwart scheiterte. Die letzte Chance vor der Pause hatten jedoch die Gäste. Nach einem Freistoß aus halbrechter Position von Torsten Ziegner kam der nur 1,70 Meter kleine Marek Penksa etwa zehn Meter vor dem Tor frei zum Kopfball und zwang Torwart Hain zu einer Glanzparade. Kurz danach pfiff Schiedsrichter Torsten Koop aus Lüttenmark in Mecklenburg-Vorpommern die erste Halbzeit ab, und beide Mannschaften verabschiedeten sich in die Kabinen.
Nach der Pause bot sich das gleiche Bild: Die Bielefelder waren zwar überlegen, konnten sich aus dem Spiel heraus jedoch weiterhin nur sehr selten ernsthafte Torgelegenheiten erspielen. Gefahr entstand nach wie vor nur nach Standardsituationen, so auch kurz nach der Pause, als nach einem Freistoß von rechts Michael Sternkopf eine Flanke auf Bruno Labbadia schlug, der jedoch das Kopfballduell gegen Günther Heberle verlor. Der Bielefelder Kapitän vermochte sich an diesem Abend in keiner Szene entscheidend gegen seinen Bewacher durchzusetzen. Nach einer Ecke von Christian Wück in der 57.Minute hatte Labbadias Sturmkollege Ilija Aracic ebenso wenig Glück, als er zehn Meter vor dem Tor den Ball nicht richtig traf und ihn daher weit über das Tor der Stuttgarter beförderte.
Kurz darauf verpaßte erneut Aracic nach einer Ecke von Michael Sternkopf von der linken Seite seine größte Chance in diesem Spiel. Everson hatte aus etwa acht Metern in Richtung des rechten Pfostens geköpft, wo Aracic freistehend lauerte, aber trotz eines weiten Ausfallschrittes den Ball nicht traf. Von einem echten Stürmer sollte man eigentlich erwarten dürfen, eine derartige Chance aus einem Meter Entfernung im Tor unterzubringen, aber nicht nur bei Aracic wollte an diesem Abend einfach gar nichts klappen. Thomas Stratos scheiterte kurz darauf mit einem Freistoß aus etwa 22 Metern am Stuttgarter Torwart, und kurz darauf verfehlte erneut Aracic mit einem Schuß aus der gleichen Entfernung das Tor um etwa drei Meter.
Um noch einmal zusätzlichen Schwung in das Angriffsspiel der Arminia zu bringen, brachte Trainer Benno Möhlmann zwanzig Minuten vor Schluß den polnischen Stürmer Artur Wichniarek ins Spiel, der auch tatsächlich für etwas mehr Leben sorgte, jedoch auch nicht mehr entscheidend eingreifen konnte. In der 75.Minute brachte er immerhin von der rechten Strafraumseite ein schönes Zuspiel auf den in der Mitte postierten Ilija Aracic zustande, der jedoch auf dem falschen Fuß erwischt wurde und einen Stuttgarter Verteidiger anschoß. Bei der anschließenden Ecke griff Aracic den Stuttgarter Torwart im Fünfmeterraum in der Luft regelwidrig an, so daß der Schiedsrichter diese Szene wegen Foulspiels abpfeifen mußte. Kurz darauf wurde Aracic gegen Massimiliano Porcello ausgewechselt.
Die Stuttgarter igelten sich in der Schlußphase noch mehr als bisher hinten ein und beschränkten sich nur noch darauf, den Ball möglichst weit wegzuschlagen. Ein zu kurzer Befreiungsschlag landete bei Dirk Flock, der von der rechten Seite eine Flanke in den Strafraum schlug. Nach einer zu kurzen Kopfballabwehr landete der Ball zunächst bei Everson, der an der Strafraumgrenze den Ball mit der Brust mitzunehmen versuchte. Ein Stuttgarter köpfte den Ball direkt vor die Füße von Thomas Stratos, der aus 18 Metern abzog. Sein Schuß strich jedoch knapp über die Latte des Stuttgarter Tores. Dies war die letzte Chance des Spiels, kurz darauf ertönte der Schlußpfiff von Schiedsrichter Koop, und das Spiel endete nach 90 Minuten mit einem torlosen Unentschieden.
Nach dem zweiten torlosen Unentschieden hintereinander zu Hause und nunmehr sieben sieglosen Spielen in Folge droht Arminia Bielefeld in der zweiten Bundesliga noch weiter hinter die Teams der Spitzengruppe zurückzufallen. In der gezeigten Form kommt die Mannschaft aber ohnehin nicht für einen Aufstiegsplatz in Frage. Gegen die kompakte Abwehr des Kellerkindes aus dem Süden von Stuttgart wirkten die Bielefelder in der Offensive erneut zu ideenlos, um irgendwelche zählbaren Erfolge zu erzielen oder sich abgesehen von einigen gefährlichen Standardsituationen auch nur nennenswerte Torchancen herauszuspielen.
Trainer Benno Möhlmann wurde für seinen Mut zu einer risikoreichen offensiven Aufstellung nicht belohnt, und nach der hohen Pokalschlappe gegen den VfL Bochum unter der Woche gingen die Zuschauer auch diesmal wieder enttäuscht nach Hause. Dennoch herrschte auf der Alm insgesamt eine gute Stimmung, wenngleich einige wenige Zuschauer nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen äußerten. Trainer und Mannschaft haben beim Publikum derzeit offenbar einigen Kredit, den sie jedoch nicht leichtfertig verspielen sollten. Bei weiteren schwachen Leistungen wie im Spiel gegen Stuttgart steht zu erwarten, daß in Zukunft noch weniger Zuschauer den Weg ins Stadion auf sich nehmen werden. Der schwache Besuch von nur mehr 7.605 Personen gegen Stuttgart stellte bereits den Negativrekord der laufenden Saison dar.
Mannschaftsaufstellungen:
Arminia Bielefeld: Hain, Flock, Reinhardt, Borges, Stratos, Sternkopf, Wück (70. Wichniarek), Dammeier, van der Ven (39. Everson), Aracic (82. Porcello), Labbadia.
Stuttgarter Kickers: Ramovic, Kritzer, Kümmerle, Heberle, Zimmermann (80. Meissner), Ziegner, Raspe, Penska (82. Chatzis), Minkwitz, Marell, Silvinho (65. Özkan).