DSC Arminia Bielefeld - FC St.Pauli 3:3

Beim Heimspiel gegen den Aufstiegskandidaten FC St.Pauli wirkte die Mannschaft von Arminia Bielefeld zunächst gegenüber der erschreckend schwachen Vorstellung in Aachen wie ausgewechselt. Wie schon gegen Mainz ging Arminia bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff in Führung. Den Treffer zum 1:0 erzielte der polnische Stürmer Artur Wichniarek, der an diesem sonnigen, aber dennoch eisig kalten Samstagnachmittag eine glänzende Vorstellung ablieferte und in dieser Form seinen Stammplatz für den Rest der Saison sicher haben dürfte.

Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit hatten die Bielefelder zahlreiche Möglichkeiten, die Führung auszubauen. Zunächst konnte Torwart Weber einen Schuß von Jörg Bode nur mit Mühe zur Ecke abwehren. Kurz danach mußte Bürger für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Torlinie klären, bevor abermals Torwart Weber in zwei Szenen in höchster Not Schüsse von Dirk van der Ven und Artur Wichniarek abwehren mußte.

Der Sturmlauf der Bielefelder fand ein jähes Ende, als der sehr schwache Schiedsrichter Jürgen Kreyer aus Hilden in der 36.Minute Arminias Abwehrspieler Arne Friedrich mit der gelb-roten Karte vom Platz stellte. Bereits die vorausgegangene gelbe Karte für Friedrich war vollkommen unberechtigt, da der Bielefelder in der betreffenden Szene selbst gefoult wurde. Die Ampelkarte erhielt er nun für ein harmloses Halten im Mittelfeld, das nie und nimmer einen Platzverweis rechtfertigte.

Zudem maß Schiri Kreyer mit zweierlei Maß, denn einige Minuten zuvor versäumte er es, St.Paulis Mittelfeldspieler Rahn vom Platz zu stellen. Dieser brachte mit voller Absicht einen zweiten Ball ins Spiel, um auf diese Weise einen schnellen Bielefelder Angriff unfair zu unterbinden. Diese unsportliche Aktion des Gästespielers hätte mindestens eine gelbe Karte nach sich ziehen müssen, welche für den ebenfalls bereits mit einer gelben Karte vorbelasteten Rahn den Platzverweis bedeutet hätte. So mußte nun nicht St.Pauli, sondern Arminia fast eine halbe Stunde lang mit zehn Mann weiterspielen.

Nach der Pause setzten die Bielefelder ihren Sturmlauf fort und kontrollierten über weite Strecken das Spiel. Die logische Konsequenz war der Treffer zum 2:0 durch Detlev Dammeier in der 53.Minute, der die Heimmannschaft endgültig auf die Siegerstraße zu bringen schien. Zuvor hatte der überragende Artur Wichniarek bei einem schnellen Konter bereits das Lattenkreuz getroffen.

In der Folgezeit brachten sich die Bielefelder jedoch innerhalb von nur wenigen Minuten durch eine Reihe von haarsträubenden Abwehrfehlern selbst um die Früchte ihrer Arbeit. Zunächst erzielte Patschinski nur drei Minuten nach dem 2:0 den Anschlußtreffer für die Gäste. Vor dem Strafraum konnte Patschinski den Ball in aller Seelenruhe annehmen und völlig unbedrängt in die rechte obere Torecke schlenzen. Bielefelds Torwart Mathias Hain reagierte in dieser Szene ebensowenig wie seine sämtlichen Vorderleute, die anscheinend entweder fälschlicherweise auf eine Abseitsstellung spekuliert hatten oder aber im Gefühl der deutlichen Führung den Angriff der Gäste schlichtweg verschlafen hatten.

Nur zwei Minuten später bot sich den entsetzten Bielefelder Fans ein ähnliches Bild. Nach einer Flanke von der rechten Angriffsseite wurde St.Paulis Angreifer Rath von gleich zwei um ihn herum postierten Abwehrspielern nicht energisch genug angegriffen und schoß volley zum 2:2-Ausgleich ein. In dieser Szene machte Bielefelds Keeper Mathias Hain erneut keine gute Figur, da der Schuß von Rath direkt auf den Torwart zuflog und praktisch mitten durch Hain hindurchzugehen schien.

Aber damit nicht genug: Kaum schien sich die Bielefelder Abwehr nach einigen weiteren brandgefährlichen Angriffen der Gäste wieder gefangen zu haben und den Schock des schnellen Ausgleichs verkraftet zu haben, da schlug mit Klasnic die andere Sturmspitze des FC St.Pauli zu. Bei einem Angriff über die linke Seite ließ der offenbar überforderte Marcio Borges den in der Mitte mitgelaufenen Klasnic in seinem Rücken vollkommen frei in den Strafraum eindringen. Anstatt jedoch wenigstens seinen aus dem linken Mittelfeld heranstürmenden Gegenspieler anzugreifen, verhielt sich Borges abwartend und wurde prompt mit einem geschickten Heber überspielt. Hinter ihm hatte Klasnic daraufhin keine Mühe mehr, aus spitzem Winkel an Torwart Mathias Hain vorbei zur 3:2-Führung für die Gäste einzuschießen.

Nach diesem Rückstand in der 66.Minute, der den Spielverlauf auf den Kopf stellte, schien es um die in Unterzahl spielenden Bielefelder geschehen. Zwar bemühten sie sich in der Schlußphase, noch einmal nach vorne zu spielen und sich doch noch einen Punkt zu erkämpfen. Jedoch blieben diese Anstrengungen zunächst ohne zählbares Ergebnis, zumal die Gäste durch Konter stets gefährlich blieben. Als schließlich die Fans kaum noch an eine Verbesserung des Ergebnisses glaubten und die ersten von ihnen bereits enttäuscht abwanderten, läutete Artur Wichniarek in der 87.Minute durch einen Schuß, der haarscharf am Tor vorbeistrich, die Schlußoffensive der Arminia ein.

Kurz darauf wurde Mannschaftskapitän Bruno Labbadia eingewechselt, der seit seiner offen ausgesprochenen Kritik am Vereinsumfeld und seiner schwachen Leistung im Spiel gegen Ulm beim Trainer in Ungnade gefallen war und seitdem auf der Bank platznehmen mußte. Labbadia gab seinem Trainer die passende Antwort, denn nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung markierte er nach einem herrlichen Fallrückzieher von Artur Wichniarek per Kopf den Ausgleich zum 3:3. Weitere Angriffsbemühungen der Bielefelder wurden durch den kurz darauf erfolgenden Abpfiff unterbunden. So erkämpfte sich Arminia Bielefeld am Schluß dieser spannenden Partie doch noch einen verdienten Punkt, der jedoch im Kampf gegen den drohenden Abstieg zu wenig sein könnte.

Mannschaftsaufstellungen:

Arminia Bielefeld: Hain, Friedrich, Reinhardt, Borges, Bode, Hofschneider, Dammeier, van der Ven (78. Aracic), Weissenberger, Wück (87. Labbadia), Wichniarek.

FC St.Pauli: Weber, Kolinger, Basic, Scheinhardt, Wehlage, Ahlf, Bajramovic (86. Baris), Bürger, Rahn (46. Patschinski), Rath, Klasnic (77. Stanislawski).

Schiedsrichter:

Jürgen Kreyer (Hilden)

Tore:

1:0 Wichniarek (4.), 2:0 Dammeier (53.), 2:1 Patschinski (56.), 2:2 Rath (58.), 2:3 Klasnic (66.), 3:3 Labbadia (89.)

Zuschauer:

10.719