DSC Arminia Bielefeld - SV Waldhof Mannheim 0:0

Auch im ersten Spiel nach der Entlassung von Trainer Hermann Gerland präsentierte sich Arminia Bielefeld erneut wie ein Abstiegskandidat. Beim 0:0 auf der Alm gegen Waldhof Mannheim hatten beide Mannschaften über die gesamte Spielzeit keine wirklich zwingende Torchance, so daß das torlose Unentschieden vor der Minuskulisse von nur noch 9.681 Zuschauern durchaus den gezeigten schwachen Leistungen entsprach. Unrühmlicher Höhepunkt dieser Partie war jedoch ein unerklärlicher Ausraster von Bielefelds Torwart Goran Curko, der sich völlig unnötigerweise mit dem eigenen Publikum anlegte, die Bielefelder Fans mit dem "Stinkefinger" und weiteren obszönen Gesten beleidigte und sich schließlich weigerte, weiterzuspielen, und nach seiner selbst erzwungenen Auswechslung umgehend das Stadion verließ.

Interimstrainer Frank Geideck hatte eine offensivere Aufstellung als sein nach dem Auswärtsspiel in Ahlen entlassener Vorgänger gewählt und nur noch drei gelernte Verteidiger aufgestellt. Der Brasilianer Everson agierte zunächst hinter den Spitzen auf der Spielmacherposition, war mit dieser Aufgabe jedoch sichtlich überfordert. Statt dessen fiel er zwar durch kompromißlosen Einsatz auf, mußte aber gerade deshalb bereits nach 38 Minuten gegen van der Ven ausgewechselt werden, da er nach einigen bösen Fouls und einer frühen gelben Karte vor einem Platzverweis stand.

Obwohl beide Mannschaften über weite Strecken ein äußerst schwaches Fußballspiel boten, das diesen Namen kaum verdient hatte, zeigten sich die Bielefelder Fans durchaus gewillt, den Ärger der letzten Wochen zu vergessen, und feuerten bei jeder halbwegs passablen Szene ihre Mannschaft an. Pfiffe blieben diesmal weitgehend aus. Die Mannschaft war jedoch an diesem Freitagabend nicht in der Lage, dem Publikum für die wiederkehrende Unterstützung etwas zurückzugeben. Erst nach sage und schreibe einer halben Stunde erspielten sich die Arminen überhaupt auch nur den ersten Eckball, und erst drei Minuten vor der Pause konnte man die erste Torchance verzeichnen. Marcio Borges und im Nachschuß Christian Wück scheiterten jedoch kläglich, Mannheims Torhüter Joachim Hollerieth brauchte sich nicht wirklich anzustrengen.

Auf der anderen Seite machten es die Mannheimer auch nicht viel besser. Sie kamen zwar immerhin zu vier eher harmlosen Chancen, jedoch konnte weder der Kopfball von Vilmar Santos in der 5. Minute noch der Freistoß von Fatmir Vata nach knapp 20 Minuten das Bielefelder Tor in ernsthafte Gefahr bringen. Auch ein Schuß aus der Drehung von Sascha Licht und ein Schußversuch von Mounir Boukida, beide kurz vor der Pause, stellten keine echte Bedrohung für Arminias Torwart Goran Curko dar.

Nach der Pause schien die Partie zunächst etwas besser zu werden. Dies lag auf Bielefelder Seite unter anderem an Dirk van der Ven, der wie schon in Ahlen durch seinen Kampfgeist die Mitspieler zu mehr Einsatz auf dem Platz antrieb, jedoch leider ohne zählbare Resultate. Auf der anderen Seite kamen die Mannheimer durch die etwas verstärkten Bielefelder Offensivbemühungen, die regelmäßig mit unnötigen Ballverlusten endeten, immer wieder zu Kontermöglichkeiten, die jedoch nur halbherzig vorgetragen wurden und deshalb nicht von Erfolg gekrönt waren.

Nach etwa einer Stunde hatten die Mannheimer bei einem derartigen Konter gerade ihren ersten Torschuß in der zweiten Halbzeit zu verzeichnen gehabt, der jedoch keine Gefahr für das Bielefelder Tor dargestellt hatte. Beim anschließenden Gegenangriff ging den Arminen der Ball postwendend wieder verloren, und plötzlich stürmten zwei Mannheimer gegen nur einen Bielefelder Verteidiger auf das Tor der Arminia zu. Die Szene endete mit einem Torschuß der Mannheimer von der Strafraumgrenze. Torwart Goran Curko wurde zwar auf dem falschen Fuß erwischt, konnte den mehrfach tückisch und unberechenbar aufsetzenden Ball jedoch mit einer Glanzparade noch zur Ecke abwehren.

Die darauffolgenden Szenen gingen als einmaliges Ereignis in die Fußballgeschichte ein. Goran Curko begann ohne ersichtlichen Grund, die eigenen Fans mit eindeutigen Gesten zu provozieren. Während man die ersten Armbewegungen vielleicht mit etwas gutem Willen noch als Aufforderung zu mehr Unterstützung hätte werten können, so nahmen spätestens nach dem gegen die Südtribüne gerichteten "Stinkefinger" seine Gesten eindeutig beleidigende Züge an. Da das Publikum diese Beleidigungen des eigenen Torwarts nicht klaglos hinnahm, sondern verständlicherweise seinerseits voller Wut den Torwart anzubrüllen begann, steigerte sich Curko immer weiter in seine haßerfüllten Gesten hinein, die zunehmend obszöner wurden und darin gipfelten, daß er sich anhaltend und demonstrativ an seine Geschlechtsteile griff.

Nachdem er auf diese Weise das Publikum auf der Südtribüne gegen sich aufgebracht hatte, weigerte sich Goran Curko plötzlich, weiterzuspielen. Er zog seine Handschuhe aus und begab sich schnurstracks in Richtung Kabine. Auf dem Weg dorthin wurde er jedoch von mehreren Spielern unter der Führung von Bruno Labbadia und Jörg Bode abgefangen und unter lautstarkem Zureden und sanfter Gewaltanwendung in den Strafraum zurückbefördert. Zunächst spielte er weiter, jedoch begann er bereits nach der anschließenden Ecke der Mannheimer erneut, sich mit den erbosten Fans anzulegen. Nach mehrfachem demonstrativen Ausspucken in Richtung des Publikums und weiteren unflätigen Gesten verließ Curko dann schließlich endgültig sein Tor. Er warf seine Handschuhe auf den Rasen, ließ sich weder von seinen Mitspielern noch von Schiedsrichter Voss aus Großhansdorf aufhalten, der ihm die gelbe Karte zeigte, und verließ schnurstracks den Platz.

Trainer Frank Geideck konnte nur noch reagieren und wechselte für Curko augenblicklich den Jugend-Nationaltorwart Dennis Eilhoff ein. Während der Serbe umgehend aus dem Stadion flüchtete, stellte sich bei der Mannschaft in der Folgezeit verständlicherweise eine große Verunsicherung ein. Diese nutzten die Gäste aus Mannheim zu einer Reihe von Chancen, bei denen sich der erst vor knapp drei Monaten volljährig gewordene Torwart-Jungstar Dennis Eilhoff wiederholt durch sichere Paraden auszeichnen konnte. Eilhoff, der ausgerechnet in dieser aufgeheizten Atmosphäre sein erstes Zweitligaspiel bestritt, wirkte für sein Alter unglaublich souverän und ließ zu keiner Zeit Zweifel daran aufkommen, daß er den Stammtorwart nach dessen unverzeihlichem Ausraster gleichwertig ersetzen kann.

Während und nach der Skandalszene um Goran Curko kam zum ersten Mal seit langer Zeit wieder so etwas wie Stimmung auf der Alm auf. Diese kam allerdings nach der Auswechslung des Torwarts hauptsächlich durch gegenseitige Anfeindungen der beiden Fan-Blöcke 3 und 5 zustande. Die Fans auf Block 5 hatten offenbar Curkos Beleidigungen nicht richtig mitbekommen und glauben fälschlicherweise, der Torwart sei von den Fans auf Block 3 provoziert worden. Daher zettelten sie umgehend einen von beiden Seiten erbittert geführten Austausch von lautstarken Haßtiraden mit Block 5 an, der am Ende sogar leicht in Gewalttaten zwischen den unterschiedlichen Fan-Gruppen hätte ausarten können, wenn sich nicht beide Seiten glücklicherweise wieder auf das Spiel und die Unterstützung der Mannschaft besonnen hätten.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel jedoch bereits gelaufen. Zwar besannen sich die Arminen in der Schlußphase noch einmal auf ihre kämpferischen Tugenden und kamen sogar noch zu einer guten Torchance, als sich Mannheims Torwart Hollerieth bei einem Schuß von Thomas Stratos zur Abwehr des Balles energisch auf den Boden werfen mußte. Zählbare Erfolge sprangen jedoch für beide Mannschaften bis zum Ende dieser schwachen Partie nicht mehr heraus. So blieb es beim 0:0 in einem Spiel, das beim besten Willen keinen Sieger verdient gehabt hätte.

Angesichts dieser erneuten kläglichen Leistung scheint sich die vor der Saison als Favorit auf den Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga gehandelte Arminia aus Bielefeld eher nach unten als nach oben orientieren zu müssen. Von der Herrlichkeit der ersten vier Saisonspiele, die gegen schwache Gegner allesamt gewonnen wurden, ist nichts mehr übrig geblieben. Statt dessen wirkte die Mannschaft auch diesmal wieder völlig ideenlos und kraftlos. Ein erfolgversprechendes taktisches Konzept vermochte Interims-Trainer Frank Geideck leider auch nicht zu entwickeln. Es bleibt abzuwarten, ob dies dem neuen Trainer Benno Möhlmann, dessen Verpflichtung im Laufe des Wochenendes bekanntgegeben wurde, gelingen kann. Um diese schwere Aufgabe ist Möhlmann nicht zu beneiden.

Noch schwerer als die schwache Leistung und der erneute doppelte Punktverlust auf der heimischen Alm wiegt jedoch der von Goran Curko provozierte Verlust an Unterstützung durch die Fans und die kaum mehr zu kittende Zersplitterung der Fans in zwei Lager. Nach den Beleidigungen durch den offenbar von allen guten Geistern verlassenen Torwart, der vielleicht die Entlassung seines Mentors Hermann Gerland nicht verkraftet hat, werden vermutlich in Zukunft noch mehr Zuschauer der ohnehin nur noch spärlich besetzten Alm den Rücken kehren und Arminia bei Heimspielen nicht mehr unterstützen. Hinzu kommen eskalierende Streitigkeiten der Fans untereinander, die unter Umständen sogar in Gewalt ausarten könnten. Erste Androhungen in dieser Hinsicht waren während des Spiels gegen Waldhof Mannheim bereits zu hören.

Während der Verein also in sportlichen Belangen und in Bezug auf die Unterstützung durch die eigenen Fans einer ungewissen Zukunft entgegengeht, gibt es für die Zukunft von Goran Curko eigentlich nur eine einzige Lösung. Nach seinem unverzeihlichen Ausraster, den Beleidigungen gegenüber den zahlenden Zuschauern und der anschließenden Arbeitsverweigerung ist eine fristlose Entlassung der einzig gangbare Weg. Mit jeder anderen Lösung, die eine Weiterbeschäftigung von Goran Curko beinhaltet, macht sich die Vereinsführung nicht nur unglaubwürdig, sondern auch durch die Spieler in jeder beliebigen Weise erpreßbar. Kaum jemand unter den Fans würde eine derartige Entscheidung nachvollziehen können.

Sollte Goran Curko jemals wieder im Arminia-Trikot auf der Bielefelder Alm auflaufen, würde dies einen Proteststurm zur Folge haben, gegen den die Proteste, die zur Entlassung von Trainer Hermann Gerland geführt haben, nur ein laues Lüftchen gewesen wären. Dadurch wäre selbst im Falle einer öffentlichen Entschuldigung des Torwarts bei den Fans der Friede auf der Alm ernsthaft gefährdet. Die Unterstützung des Publikums für die Mannschaft könnte dauerhaft ausbleiben, und das große Ziel des Wiederaufstiegs in die Bundesliga würde innerhalb kurzer Zeit in unerreichbare Ferne rücken.

Mannschaftsaufstellungen:

Arminia Bielefeld: Curko (63. Eilhoff), Stratos, Friedrich, Borges, Flock (61. Porcello), Bode, Dammeier, Wück, Everson (38. van der Ven), Aracic, Labbadia.

Waldhof Mannheim: Hollerieth, Kies, Santos, Boukadida, Rehm, Cisse, Montero, Catic (79. Vukotic), Vata, Licht (75. Teber), Klausz.