Durch ein insgesamt recht glückliches 1:1-Unentschieden gegen Alemannia Aachen bleibt Arminia Bielefeld auch nach dem fünften Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga ungeschlagen und befindet sich damit weiterhin auf Auftstiegskurs. Der unerwartete doppelte Punktverlust auf der Alm kostete Arminia jedoch die Tabellenführung, da der 1. FC Nürnberg als neuer Spitzenreiter bei gleicher Punktzahl eine bessere Tordifferenz aufweist. Lediglich 10.143 Zuschauer auf der Alm sahen die bisher schlechteste Saisonleistung der Bielefelder Arminia, die insbesondere im Abwehrbereich die gewohnte Sicherheit vermissen ließ. Da auch im Sturm von der in den ersten vier Saisonspielen gezeigten Durschlagskraft kaum etwas zu sehen war, war das Unentschieden gegen eine kämpferisch überlegene Aachener Mannschaft sogar noch etwas schmeichelhaft.
Vor dem Spiel wurden als Reaktion auf die in letzter Zeit trotz des wiederkehrenden sportlichen Erfolges merklich schlechter gewordene Stimmung auf der Alm Flugblätter verteilt, die zum Umzug des Fanblocks von Block 5 auf den hinter dem Tor gelegenen Block 3 aufriefen. Aufgrund der wesentlich besseren Akustik der Südtribüne waren die Bielefelder Fans bereits nach dem probeweisen Umzug von ca. 50 bis 100 Fans deutlich lauter zu hören als in den Spielen zuvor. Die von schwarzweissblau.de entworfenen und vom Dachverband der Bielefelder Fanclubs verbreiteten Flugblätter können somit bereits jetzt als Erfolg gewertet werden. Wenn nach den nächsten Spielen erst einmal die Wiedervereinigung des seit einigen Jahren auf zwei Tribünen verteilten Fanblocks komplett ist, könnte sich die Alm wie früher wieder zu einer Festung entwickeln, bei deren Betreten die Zuschauerkulisse den Gegnern bereits Respekt einflößt.
Diesmal war es mit dem Respekt der Gegner jedoch noch nicht weit her. Die Aachener begannen das Spiel unerwartet frech und überraschten die Bielefelder mit ihrer forschen Spielweise. Bereits in der zweiten Spielminute gingen die Gäste mit 1:0 in Führung. Nach einer Flanke von Müller köpfte Markus von Ahlen aus acht Metern ungehindert zum Führungstreffer ein. Dieser frühe Rückstand brachte die Gastgeber völlig aus dem Konzept. Die ohne die verletzten Stammspieler Detlev Dammeier, Marcio Borges und Markus Weissenberger angetretenen Arminen, bei denen zudem Stürmer Ilija Aracic nach seiner Verletzungspause zunächst auf der Bank saß, wußten der aggressiven Spielweise der Aachener in der Folgezeit nichts entgegenzusetzen.
Die Gäste attackierten die Bielefelder teilweise bereits an deren eigenem Strafraum und verhinderten damit erfolgreich einen kontrollierten Spielaufbau. Da sie selbst allerdings ebenfalls kaum spielerische Glanzlichter zu setzen in der Lage waren, plätscherte das Spiel über weite Strecken der ersten Halbzeit nur so dahin, und auf den Rängen machte sich gepflegte Langeweile breit. Dies schien sich zunächst bis zur Halbzeitpause so fortzusetzen. Als die einheimischen Fans sich daher bereits auf einen Rückstand zur Pause eingestellt hatten und einige sogar schon enttäuscht zu pfeifen begannen, fiel in der 45.Spielminute zur allgemeinen Überraschung doch noch der Ausgleich für die Bielefelder Arminia. Ausgerechet dem Abwehrspieler Bastian Reinhardt, vor der Saison aus Hannover zur Alm gewechselt, blieb es vorbehalten, nach einer Flanke von Alexander Klitzpera, ebenfalls einem gelernten Abwehrspieler, zum 1:1 einzuköpfen.
Wer nun gedacht hätte, daß sich die Bielefelder nach der zu erwarteten Standpauke von Trainer Hermann Gerland nach der Halbzeitpause in besserer Verfassung präsentieren würden, konnte sich nur wenige Minuten lang in dieser Einschätzung bestätigt sehen. Der Höhepunkt dieser kurzen Drangphase war eine Szene, in der Libero Thomas Stratos plötzlich allein auf Torhüter André Lenz zulief, während auf der rechten Seite Bruno Labbadia ebenfalls seinem Bewacher entwischt war und praktisch ungedeckt mitlief. Der Grieche übersah jedoch seinen völlig freistehenden Mannschaftskapitän und versuchte sich statt dessen lieber selbst an einem Torschuß. Da er sich jedoch mittlerweile an einem aufgerückten Aachener festgelaufen hatte, war dieser Versuch leider nicht von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil: Bei dieser Aktion verletzte sich Stratos obendrein und mußte ausgewechselt werden. Einige Bielefelder Fans forderten in dieser Szene allerdings einen Foulelfmeter, der jedoch vom unsicheren Schiedsrichter Weiner aus Hildesheim nicht gegeben wurde. Diese Szene läßt sich leider nicht abschließend aufklären, aber selbst wenn ein Foulspiel eines Aacheners vorgelegen haben sollte, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, so verhinderte dieses jedoch wohl kaum einen möglichen Treffer für die Bielefelder Arminia, da Stratos die sich bietende Chance zu diesem Zeitpunkt praktisch bereits vertan hatte.
Ohne Abwehrorganisator Thomas Stratos wirkten die Bielefelder in der Folgezeit noch mehr verunsichert als in der ersten Halbzeit. Infolge zunehmender Verwirrung in der Abwehr kamen die Gäste aus Aachen nach knapp einer Stunde kurz hintereinander zu zwei hochkarätigen Chancen. Innerhalb einer Minute standen die Aachener Angreifer Xi Hui und Taifur Diane vor dem Bielefelder Tor vollkommen frei, konnten die sich ihnen bietenden Torchancen jedoch in beiden Fällen nicht nutzen. Auch die Einwechslung von Ilija Aracic, der nach seiner Verletzungspause noch nicht wieder über die volle Distanz eingesetzt werden konnte, brachte abgesehen von einer tollen Kopfballchance des Kroaten nach einer Flanke von van der Ven keine Entlastung für das Spiel der Arminia. Statt dessen waren die Aachener immer wieder in der Lage, die teilweise planlos wirkenden Angriffe der Bielefelder frühzeitig abzufangen und dann ihrerseits gefährliche Konter vorzutragen. Glücklicherweise konnte der zur Abwechslung diesmal relativ sichere Torwart Goran Curko die wenigen wirklich gefährlichen Torschüsse der Aachener allesamt entschärfen.
Unrühmlicher Höhepunkt der zweiten Halbzeit war jedoch die gelb-rote Karte für Arminias ostwestfälisches Abwehr-Talent Arne Friedrich. Der vor der Saison vom SC Verl nach Bielefeld gewechselte Abwehrspieler, der zuvor bereits wegen Ballwegschlagens die gelbe Karte gesehen hatte, erhielt kurz vor Ende der Partie nach einem Foulspiel die Ampelkarte. Für diese Aktion wurde er nicht nur mit seinem ersten Platzverweis in der Bundesliga bestraft, sondern im Nachhinein von Trainer Hermann Gerland wegen der überflüssigen gelben Karte auch noch mit einer Geldstrafe in ungenannter Höhe bedacht. Schiedsrichter Weiner ließ gleichwohl in dieser Szene, wie bereits in mehreren strittigen Situationen zuvor, ein wenig Fingerspitzengefühl vermissen. Einen Ruf als Heimschiedsrichter hat er sich jedenfalls an diesem Abend bestimmt nicht erworben. Wirklich grobe und spielentscheidende Fehler unterliefen ihm jedoch in diesem Spiel nicht.
Nach dieser Szene strebte das Spiel unaufhaltsam und ohne weitere Höhepunkte seinem Ende zu. Keine der beiden Mannschaften konnte sich in der Schlußphase mehr großartig in Szene setzen, und deshalb blieb es beim 1:1. Dieses Ergebnis kann aufgrund der gezeigten Leistungen als gerecht angesehen werden, wenn auch die Bielefelder in einigen Situationen Glück hatten, daß die Aachener die heute des öfteren ins Schwimmen geratene Bielefelder Abwehr nicht für ihr diesmal eher schlechtes Stellungsspiel bestrafen konnten. Die Tabellenführung mußte dennoch erst einmal dem Konkurrenten aus Nürnberg überlassen werden, der aber schon bald auf der Alm zu Gast sein wird. Bei diesem Spiel wird sich zeigen, wieviel die Anfangserfolge der Bielefelder Arminia wirklich wert waren.
Mannschaftsaufstellungen:
Arminia Bielefeld: Curko, Stratos (54. Hofschneider), Friedrich, Reinhardt, Gansauge, Bode, Klitzpera, Everson (57. Aracic), Wück, van der Ven (78. Porcello), Labbadia.
Alemannia Aachen: Lenz, Landgraf (49. Hildmann), Bashi, Müller (78. Guzik), Zernicke, Kienle, von Ahlen, Berchtold, Inceman, Diane, Xie Hui (78. Demir).