Mit einem überraschenden, insgesamt aber nicht unverdienten 1:0-Auswärtssieg beim SSV Ulm blieb Arminia Bielefeld auch im zweiten Saisonspiel ohne Punktverlust und hält damit Kontakt zu Spitzenreiter St.Pauli. Bei strömendem Regen im Ulmer Donaustadion kam die Abwehr der Gäste zwar ein ums andere Mal ins Schwimmen, am Ende war es jedoch der ortsansässige "Schwimm-Sport-Verein", der sich in dieser Wasserpartie geschlagen geben mußte.
Nach stundenlangen Regenfällen stand der Platz bereits zu Spielbeginn praktisch unter Wasser, und wärend der 90 Minuten war zu keiner Zeit besseres Wetter in Sicht. Unter diesen Verhältnissen war an kontrollierte Ballführung und präzises Paßspiel kaum zu denken. Mit diesen für ein Fußballspiel denkbar ungeeigneten Bedingungen kamen die Gastgeber über weite Strecken des Spiels wesentlich besser zurecht als die Bielefelder. Der SSV Ulm war mit einer sehr offensiven Aufstellung angetreten und machte dementsprechend früh Druck nach vorne.
Dabei kam es ein ums andere Mal zu brenzligen Situationen vor dem Tor der Gäste, besonders nach Flanken des Ulmer Spielmachers Adnan Kevric. Der Neuzugang von den Stuttgarter Kickers sorgte auch durch Ecken und Freistöße, die der an diesem Abend äußerst schwache Schiedsrichter Markus Merk aus Kaiserslautern zuhauf zugunsten der Ulmer verhängte, für Gefahr. Markus Merk fiel insbesondere in der ersten Halzeit durch eine sehr einseitige Regelauslegung zu Lasten der Bielefelder auf. Als Beleg dafür mag auch die Tatsache dienen, daß in einer von beiden Seiten nicht mit besonderer Härte geführten Partie die Bielefelder insgesamt vier Gelbe Karten erhielten, während die Spieler aus Ulm nicht ein einziges Mal den gelben Karton gezeigt bekamen.
Arminia verlegte sich im Wesentlichen auf Konter, bei denen insbesondere Neuzugang Christian Wück auf der linken Seite immer wieder auffällig in Erscheinung trat. Echte Gefahr für das Ulmer Tor entstand im Verlauf der ersten Halbzeit jedoch nur einmal, als ein Kopfball von Ilija Aracic von einem Ulmer Verteidiger auf der Linie abgewehrt wurde. Als beide Mannschaften sich dann fast schon darauf eingestellt hatten, mit einem torlosen Halbzeitstand die trockenen Kabinen aufzusuchen, ergab sich in der 44. Minute noch einmal die Gelegenheit zu einem Konter. Thomas Stratos setzte mit einem weiten Diagonalpaß über das halbe Spielfeld den auf der rechten Seite völlig freistehenden Jörg Bode in Szene. Dessen präzise Flanke verwandelte Christian Wück mit einem sehenswerten Kopfball zum 1:0 für die Gäste.
Nach der Pause wirkten die Ulmer durch den zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gefallenen Rückstand erst einmal geschockt, so daß Arminia etwas besser ins Spiel kam. Mehrere Chancen für Labbadia und Wück, ein Schuß von Libero Thomas Stratos und ein gefährlicher Kopfball von Everson hätten durchaus die Möglichkeit geboten, die Führung auszubauen und frühzeitig für eine Vorentscheidung zu sorgen.
Statt dessen zogen sich die Bielefelder mit zunehmender Spieldauer immer weiter zurück und überließen den jetzt wieder druckvoller agierenden Ulmern zusehends das Feld. Gegen die zeitweise mit vier Spitzen und mehreren offensiven Mittelfeldspielern agierenden Gastgeber gelang es nicht ein einziges Mal, einen wirklich gefährlichen Konter zu fahren, obwohl spätestens nach der Einwechslung von Mittelfeldmann Oliver Unsöld für Abwehrspieler Marco Konrad etwa 20 Minuten vor Schluß in der Ulmer Verteidigung hinreichend große Löcher klafften. Aufgrund des zusehends planloseren Anrennens der mit Mann und Maus stürmenden Gastgeber wäre hätten sich ausreichend Räume fü Gegenangriffe geboten, die jedoch praktisch nicht stattfanden.
Statt dessen kamen die Ulmer ein ums andere Mal gefährlich vor das Bielefelder Tor, konnten ihre Überlegenheit jedoch nicht in Tore umsetzen. Höhepunkt dieser Phase war eine Szene, in der der Ulmer Brasilianer da Silva wenige Meter vor dem Tor zum Kopfball kam, obwohl er von mehreren Verteidigern umringt war und die ganze Szene direkt vor der Nase von Torwart Goran Curko stattfand, der es bei der hohen Hereingabe versäumt hatte, aus dem Tor herauszukommen und den Ball zu fangen. Statt dessen sah sich Curko nun mit einem aus kurzer Distanz auf sein Gesicht zufliegenden Ball konfrontiert. Anstatt diesen nun über das Tor zu bugsieren oder energisch aus der Gefahrenzone wegzufausten, wischte der Bielefelder Torwart den Ball mit einer unkontrollierten Bewegung zur Seite und hatte enormes Glück, daß der Ball nicht ins Tor ging, sondern rechts unten an den Innenpfosten prallte und von dort wieder in den Strafraum zurücksprang.
Während bei dieser Szene den im Stadion und am Fernsehschirm mitfiebernden Bielefelder Fans fast das Herz stehenblieb, hielt Goran Curko diesmal ansonsten praktisch fehlerfrei und trug zusammen mit der massiven Abwehr dazu bei, daß den Ulmern bis zum Schlußpfiff kein Treffer mehr gelang. Arminia rettete den knappen 1:0-Vorsprung über die Zeit und gewann nach den peinlichen 2:6- und 0:2-Pleiten der letzten beiden Jahre erstmals in Ulm.
Mannschaftsaufstellungen:
SSV Ulm: Hilfiker, Konrad (72. Unsöld), Grauer, Kolvidsson, Radoki, Leandro, da Silva, Kevric, Kovacevic (59. Scharinger), Medved (62. Michailov), van der Har.
Arminia Bielefeld: Curko, Stratos, Friedrich, Borges, Reinhardt, Bode, Dammeier, Everson (64. Hofschneider), Wück, Labbadia (89. van der Ven), Aracic.