Im letzten Spiel vor der Winterpause lieferte Arminia Bielefeld erneut eine äußerst blamable Vorstellung ab und verlor mit 0:1 beim stark abstiegsbedrohten Nachbarn VfL Osnabrück. Damit bescherte die Mannschaft den mehreren tausend mitgereisten Fans ein denkbar schlechtes Weihnachtsgeschenk. Arminia war zwar über weite Strecken feldüberlegen, schaffte es jedoch mit schöner Regelmäßigkeit nicht, überhaupt einmal gefährlich in den gegnerischen Strafraum einzudringen. Auf der Gegenseite verzeichneten die Osnabrücker nur wenige Chancen vorzugsweise durch Weitschüsse, gingen jedoch völlig unverdient durch einen Glücksschuß von Schütte in Führung und retteten diesen Vorsprung über die Zeit.
Bereits die Aufstellung verdeutlichte, daß Arminias Trainer Benno Möhlmann, der nach der enttäuschenden Leistung bei der vorangegangenen Niederlage in Saarbrücken einen Umbruch angekündigt hatte, diese Worte durchaus ernst gemeint hatte. Mit Thomas Stratos, Christian Wück und Michael Sternkopf saßen drei erfahrene Akteure, deren Einsatzbereitschaft zuletzt stark kritisiert worden war, nur auf der Bank. Bruno Labbadia, der nach seinem Rippenbruch im Auswärtsspiel in Hannover zuletzt mehrfach trotz dieser Verletzung gespielt hatte, ließ sich wegen Schmerzen entschuldigen und war gar nicht erst mit angereist.
Die Gäste aus Bielefeld zeigten sich gegenüber den letzten verlorenen Auswärtsspielen im kämpferischen Bereich zunächst stark verbessert. Beiden Mannschaften machte der tiefe, kaum bespielbare Boden sehr zu schaffen. Die Bielefelder kamen mit dieser Situation jedoch anfangs deutlich besser zurecht. Bereits in der vierten Minute scheiterte Markus Weissenberger mit einer durch geschicktes Kurzpaßspiel schön herausgearbeiteten Chance an Osnabrücks Torwart Uwe Brunn.
In der Folgezeit wirkten die Bielefelder zwar nach wie vor deutlich feldüberlegen, schaffte es jedoch nur selten, sich nennenswerte Torchancen zu erspielen. Der VfL Osnabrück verlegte sich auf Konter, die jedoch immer wieder brandgefährlich vor das Bielefelder Tor vorgetragen wurden. So verfehlte ein Heber über Torwart Mathias Hain hinweg sein Ziel, und in der 17.Minute traf Michael Petri aus zehn Metern nur das rechte Außennetz des Bielefelder Tores. Auf der anderen Seite schaffte Dirk van der Ven es bei einer der wenigen echten Chancen der Gäste nicht, freistehend den Ball aus nur fünf Metern im Tor der Osnabrücker unterzubringen.
Arminia versuchte, mit einem kontrollierten Spielaufbau zum Erfolg zu kommen. Ab und an scheiterte dieses Vorhaben am weichen, unebenen Boden, der ein genaues Kurzpaßspiel stark erschwerte. Zumeist jedoch scheiterten die Bielefelder daran, daß sie ihr Spiel zu kompliziert aufzogen und andererseits auch kaum ein Spieler den nötigen Zug zum Tor entwickelte. So wurde des öfteren in guter Position noch einmal auf den Nebenmann abgespielt und eine mögliche Schußgelegenheit dadurch zunichte gemacht. Ein Kopfball des langen Bastian Reinhardt in der 33.Minute stellte noch die beste Chance für die Bielefelder dar, verfehlte sein Ziel aber knapp.
Auf der anderen Seite suchten die Osnabrücker ihr Heil in schnellen Kontern, weiten Pässen in die Spitze und hohen, weiten Flanken. Auch diese Taktik führte zu der einen oder anderen Torchance. So traf beispielsweise Christian Claaßen in der 41.Minute erneut das Außennetz des Bielefelder Tores. Viele Angriffe liefen über die rechte Seite, auf der sich der Ex-Gütersloher Ansgar Brinkmann immer wieder durch energischen Einsatz hervortat, zumeist jedoch gegen seine Bielefelder Gegenspieler nicht zum Zuge kam. Die Abwehr der Gäste schaffte es jedoch nur selten, einen wirklich souveränen und sicheren Eindruck zu vermitteln. Oftmals konnte der Ball erst nach einiger Verwirrung endgültig aus der Gefahrenzone befördert werden.
Nach der Pause bot sich weiterhin das gleiche Bild: Arminia wirkte weiterhin feldüberlegen, schaffte es jedoch lediglich bei Standardsituationen, wirkliche Gefahr für das Tor der Osnabrücker zu erzeugen. So konnte ein Osnabrücker Abwehrspieler bei einem Freistoß von der linken Seite gerade noch im Fünfmeterraum per Kopf vor mehreren Bielefelder Angreifern klären. Kurz darauf traf Artur Wichniarek nach einem Eckball per Kopf nur das Außennetz. Bei einer weiteren Ecke verfehlten im Strafraum zunächst Borges und Reinhardt den Ball, bevor ihn Dirk van der Ven sechs Meter vor dem Tor mit der Brust anstoppen konnte. Seinem Schußversuch aus der Drehung kam jedoch erneut ein Abwehrspieler zuvor, der den Ball im letzten Moment aus dem Strafraum befördern konnte.
Im Gegenzug erspielten sich die Osnabrücker einen Eckball, der zu ihrer ersten Chance in der zweiten Halbzeit führte. Die unplazierte Hereingabe wurde abgewehrt und landete vor dem Strafraum beim nachgerückten Wolfgang Schütte, der aus 25 Metern flach abzog. Sein Schuß war für Arminias Torwart Mathias Hain erst sehr spät sichtbar, setzte kurz hinter der Torlinie direkt am linken Pfosten auf und war damit kaum zu halten, auch wenn sich der Bielefelder Keeper mächtig streckte. Vergeblich - der VfL Osnabrück ging durch diesen Treffer im Nachbarschaftsduell in der 57.Minute glücklich in Führung. Der Spielverlauf wurde durch das 1:0 völlig auf den Kopf gestellt. Allerdings hätten die Bielefelder zuvor ihre durchaus vorhandenen Chancen besser nutzen müssen.
In der Folgezeit rannten die Bielefelder weiterhin druckvoll auf das Tor der Osnabrücker an, die sich von nun an bis zum Spielende weitgehend auf Defensivaufgaben verlegten und nur noch selten über die Mittellinie kamen. Mehrere defensive Einwechslungen unterstrichen, daß die Niedersachsen nur noch auf das Halten der knappen Führung aus waren. Sie überließen den Bielefeldern in der Folgezeit weitgehend das Feld und bildeten erst am und im Strafraum ein dichtes Abwehrgeflecht, das die Gäste kaum noch überwinden konnten. Gefahr entstand im wesentlichen nur noch bei Ecken und Freistößen. Bis auf einen Verzweiflungsschuß aus der Drehung von Dirk van der Ven, der mit dem Rücken zum Tor stehend den Ball volley annahm, das Tor aber um gut sechs Meter verfehlte, brachten die Bielefelder aber kaum noch Torschüsse zustande.
Das Spiel der Gäste wirkte trotz ständigen Ballbesitzes niemals wirklich gefährlich, sondern meist halbherzig und viel zu kompliziert. In den meisten Fällen rannten sie sich früher oder später an der dichtgestaffelten Osnabrücker Abwehr fest. Phasenweise spielten die Bielefelder über mehr als zehn Stationen immer um den Osnabrücker Sechzehnmeterraum herum. Spätestens beim entscheidenden Paß in den Strafraum wurde dann jedoch durch ungenaues Zuspiel oder zu langes Zögern der Ball verloren und damit der Angriff zunichte gemacht. Die einzige wirklich gefährliche Szene bestand aus einem Steilpaß in den Strafraum auf den eingewechselten Christian Wück, der jedoch am Fünfmeterraum vom herausstürzenden Torwart Uwe Brunn abgefangen wurde. Auch dieser leider etwas zu lange Paß hätte nur bei genauerer Ausführung zu einem Torerfolg führen können.
In der Schlußphase warf Arminia noch einmal alles nach vorne. Torwart Mathias Hain agierte in dieser Phase quasi als Libero und führte auch mehrere Freistöße auf seine weit aufgerückten Mitspieler aus. Nach wie vor blieben jedoch die meisten Angriffe an der Osnabrücker Abwehr hängen, und wenn einmal ein Bielefelder Angreifer eine freie Schußbahn auf das Osnabrücker Tor hatte, wurde der Ball entweder verstolpert oder noch einmal auf den Nebenmann abgespielt. Selbst Freistöße aus bester Position wurden überhastet und daher viel zu harmlos ausgeführt. So schaffte es der VfL Osnabrück, das glückliche 1:0 über die Zeit zu bringen.
Wieder einmal brachte Arminia Bielefeld gegen einen spielerisch unterlegenen Gegner keine hinreichend gefährlichen Torchancen zustande und ging nach dem 0:1-Rückstand sang- und klanglos unter. Mangelndes Selbstbewußtsein, schlechte Auswertung der wenigen Schußgelegenheiten und bei einigen Spielern schlichtweg fehlende technische Möglichkeiten waren die Gründe für eine absolut unnötige und peinliche Niederlage bei einem klaren Abstiegskandidaten. In dieser Verfassung wird Arminia Bielefeld nicht in der Lage sein, in dieser Saison die Klasse zu erhalten.
Mannschaftsaufstellungen:
VfL Osnabrück: Brunn, Enochs, Schwinkendorf, Schiersand (73. Rose), Brinkmann, Hey, Njie (50. Wenschlag), Schütte, Weiland, Claaßen, Petri (67. Westerthaler).
Arminia Bielefeld: Hain, Klitzpera, Reinhardt, Borges, Porcello, Dammeier, Flock (63. Sternkopf), Weissenberger (79. Aracic), Bode, Wichniarek, van der Ven (63. Wück).
Schiedsrichter:
Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore:
1:0 Schütte (57.)
Zuschauer:
10.370