1. FC Nürnberg - DSC Arminia Bielefeld 2:1

Daß im Auswärtsspiel beim Spitzenreiter nicht viel zu holen sein würde, schien bereits im Vorfeld der Partie klar zu sein. Die Art und Weise, in der die 1:2-Niederlage von Arminia Bielefeld in Nürnberg zustande kam, ließ jedoch mehr denn je an der Zweitligatauglichkeit der Mannschaft zweifeln. Das Verhalten von mindestens der Hälfte der von Trainer Benno Möhlmann in der Anfangsformation aufgebotenen Feldspieler grenzte geradezu an Arbeitsverweigerung. Vollkommen zu Recht erhielten Dirk Flock, Markus Weissenberger, Christian Wück, Jörg Bode und Ilija Aracic nach diesem Spiel in diversen Sportzeitungen Noten zwischen 5 und 6. Da der Rest der Mannschaft diese fünf Totalausfälle naturgemäß nicht kompensieren konnte, hatte Arminia nicht den Hauch einer Chance auf einen Punktgewinn.

Wie in praktisch allen acht sieglosen Auswärtsspielen seit dem Amtsantritt von Trainer Benno Möhlmann präsentierten sich die Bielefelder kämpferisch schwach, ohne erkennbares taktisches Konzept und mit technischen Schwierigkeiten selbst bei den einfachsten Aktionen. Fehlpässe waren an der Tagesordnung, nur selten kam man im Verlaufe der Partie überhaupt wirkungsvoll über die Mittellinie, geschweige denn auch nur in die Nähe des gegnerischen Strafraums. Die Mannschaft spielte einen derart jämmerlichen Angsthasenfußball, daß während des Spiels die eigenen Fans den Gesang "nie mehr zweite Liga" anstimmten.

Da mit dem nach seiner roten Karte im Spiel gegen St.Pauli gesperrten Arne Friedrich und den verletzten Marcio Borges und Alexander Klitzpera drei Stammkräfte in der Abwehr ausfielen und auch Thomas Gansauge und Roberto Straal nicht zur Verfügung standen, mußte Benno Möhlmann bei der Besetzung der Defensivreihe zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Auf der rechten Seite rückte Dirk Flock in die Abwehr, während auf der linken Seite der senegalesische Stürmer Mamadou "Momo" Diabang zum Einsatz kam. Aufgrund dieser seltsamen Maßnahme des Trainers wurde Diabang selbst von einigen der mitgereisten Bielefelder Fans zunächst fälschlicherweise für Marcio Borges gehalten.

An dieser Umstellung lag die schlechte Mannschaftsleistung jedoch nicht. Im Gegenteil: Diabang gehörte auf der ungewohnten Position an diesem Tag noch zu den besten Feldspielern. Allerdings sollte die Frage erlaubt sein, wieviel mehr eventuell dabei herauskommen könnte, wenn Möhlmann Diabang endlich einmal auf seiner angestammten Position einsetzen würde. Die anderen etatmäßigen Stürmer haben sich ja in der letzten Zeit mit Ausnahme von Artur Wichniarek nicht gerade durch Glanzleistungen hervorgetan, und angesichts der sehr schwachen Leistungen von Dirk van der Ven in Aachen oder Ilija Aracic in Nürnberg erscheint es durchaus angebracht, im Angriff für etwas frischen Wind zu sorgen. Statt dessen meinte Benno Möhlmann nach der Partie nur lapidar, daß Diabang ja vielleicht Chancen hätte, als Verteidiger anstatt als Stürmer den Sprung in die Nationalmannschaft des Senegal zu schaffen. Eine Aussage, die auch den wohlwollendsten Fan an Möhlmanns Fußballverstand zweifeln lassen könnte.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Der Spitzenreiter aus Nürnberg begann die Partie gewohnt druckvoll, offensiv, mit klarer taktischer Ausrichtung und konzentriertem, ballsicherem Spiel. Da außerdem die meisten Zweikämpfe gewonnen wurden, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich der erste Torerfolg einstellen würde. Nach einigen abgewehrten Torchancen in der Anfangsphase war es dann Luis Gomis, der in der 19.Minute nach einer Flanke von Jacek Krzynowek mit einem satten Volleyschuß den Führungstreffer zum 1:0 erzielte. Keine 120 Sekungen später traf Nürnbergs zweite Sturmspitze Christian Möckel nach einer erneuten Hereingabe von Krzynowek zum 2:0, das zu diesem frühen Zeitpunkt bereits die Vorentscheidung bedeutete.

Nach diesem Doppelschlag hatten die Nürnberger offensichtlich keine Lust mehr, schalteten auf Sparflamme und spulten die restlichen 70 Minuten ohne große Anstrengung ihr Pensum herunter. Da die Bielefelder unter dem Schock des schnellen Rückstandes der souveränen taktischen Leistung des Spitzenreiters nichts mehr entgegenzusetzen hatten, reichte selbst diese lustlose Vorstellung der Gastgeber aus, um den Zwei-Tore-Vorsprung bis weit in die zweite Halbzeit zu halten.

Auch nach der Einwechslung von Michael Sternkopf und Bruno Labbadia, die wenigstens etwas Leben in das Spiel der Bielefelder brachten, geriet der zwölfte Heimsieg im zwölften Heimspiel der Nürnberger nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Zwar erzielte in der 70.Minute Artur Wichniarek nach einem Steilpaß von Sternkopf zur völligen Überraschung aller Anwesenden den Anschlußtreffer zum 1:2, dies blieb jedoch die einzige echte Torchance für Arminia im gesamten Spiel. So brachten die Gastgeber im Schongang den Sieg über die Zeit.

Angesichts der totalen Überlegenheit des Spitzenreiters muß jedoch kritisch angemerkt werden, daß der 1.FC Nürnberg in dieser Partie einen wesentlich höheren, eventuell sogar zweistelligen Sieg verschenkte, der bei einer Fortsetzung der konsequenten Spielweise der ersten 20 Minuten durchaus möglich gewesen wäre. Auf einen derart schwachen und ängstlichen Gegner, der sich schon aufzugeben scheint, bevor das Spiel überhaupt angefangen hat, werden die Nürnberger jedenfalls auf Jahre hinaus nicht mehr treffen.

Mannschaftsaufstellungen:

1. FC Nürnberg: Köpke, Nikl, Kos, Johansson, Wiblishauser, Tavcar (82. Junior), Störzenhofecker, Stoilas, Krzynowek, Möckel (87. Beliakow), Gomis.

Arminia Bielefeld: Hain, Reinhardt, Flock, Diabang, Hofschneider, Dammeier (73. Porcello), Bode (62. Sternkopf), Wück, Weissenberger, Aracic (62. Labbadia), Wichniarek.

Schiedsrichter:

Edgar Steinborn (Sinzig)

Tore:

1:0 Gomis (19.), 2:0 Möckel (21.), 2:1 Wichniarek (70.)

Zuschauer:

17.000