In einem hochklassigen und hochdramatischen Spiel entführte Arminia Bielefeld einen Punkt aus dem Mannheimer Carl-Benz-Stadion. Beide Mannschaften bewiesen an diesem Montagabend, daß sie an guten Tagen kämpferisch wie spielerisch zu den besseren Team der zweiten Fußball-Bundesliga gehören. Während Waldhof Mannheim sich jedoch berechtigte Aussichten auf den Aufstieg in die erste Bundesliga machen kann, spielt Arminia Bielefeld nach diesem Unentschieden auch weiterhin gegen den Abstieg.
Arminias Trainer Benno Möhlmann hatte eine offensive Aufstellung gewählt und neben Artur Wichniarek und dem wieder in die Anfangsformation gerückten Bruno Labbadia mit Dirk van der Ven auf der linken Außenbahn einen weiteren gelernten Stürmer aufgeboten. Auf der rechten Seite rückte Dirk Flock wieder ins Team. Dafür mußten die in den letzten beiden Spielen so enttäuschenden Christian Wück und Jörg Bode in Mannheim zuschauen. Da die Mannheimer mit Laszlo Klausz, Sascha Licht und Fatmir Vata ebenfalls drei Stürmer aufgeboten hatten, entwickelte sich über weite Strecken ein offener Schlagabtausch mit vielen Torchancen auf beiden Seiten.
Bereits nach drei Minuten schien sich der Mut zur Offensive für die Gäste aus Bielefeld auszuzahlen. Nach einem Foulspiel von Lamine Cisse an Dirk van der Ven pfiff Schiedsrichter Florian Meyer aus Braunschweig Elfmeter für Arminia. Doch Markus Weissenberger scheiterte mit einem zu unplazierten Schuß an Waldhofs Torwart Achim Hollerieth. Kurz darauf konnte Hollerieth bei einer Kopfballchance nach einer Ecke erneut klären und seiner Mannschaft damit vor einem Rückstand bewahren.
In der Folgezeit zogen sich die Bielefelder etwas weiter zurück und ließen die Gastgeber mehr zur Entfaltung kommen. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Zunächst wurde eine hochkarätige Torchance für Waldhof wegen einer Abseitsstellung abgepfiffen, kurz darauf traf Dirk Flock mit einem Schuß von der rechten Strafraumgrenze nur das Lattenkreuz des Mannheimer Tores. Danach erspielten sich die Mannheimer zunehmend Feldvorteile und drängten Arminia mehr und mehr in die Abwehr, aus der nun nicht mehr sicher und konsequent genug herausgespielt wurde. Die Folge waren einige Torchancen, die jedoch zumeist rechtzeitig abgeblockt wurden.
In der 22. Minute wurden die Mannheimer Angriffsbemühungen durch den Führungstreffer belohnt. Nach einem eklatanten Abspielfehler von Marcio Borges hatte der in der Mitte freigespielte Hajrudin Catic keine Probleme, zum 1:0 für seine Mannschaft einzuschießen. Auch in der Folgezeit hinterließen die Mannheimer in der Offensive einen starken Eindruck und drängten die Bielefelder in die Defensive, die sich jetzt vollständig auf Konter verlegten. Bereits zehn Minuten nach der Führung brachte einer dieser Konter den Ausgleichstreffer für Arminia: Nach guter Vorarbeit von Dirk van der Ven erzielte Marcio Borges per Kopf das 1:1 und glich somit seinen Fehler vor dem Gegentreffer wieder aus.
In der 37. Minute ging Arminia Bielefeld dann sogar in Führung. Markus Weissenberger nutzte einen Paß von Andre Hofschneider und überwand den Mannheimer Torwart, an dem er anfangs noch mit seinem Strafstoß gescheitert war, zum 1:2. Bis zur Halbzeit vergaben die Mannheimer anschließend noch vier Chancen zum Ausgleich, so daß das Spiel mit dieser angesichts des Spielverlaufes etwas überraschenden Führung für die Gäste in die Pause ging.
Nach dem Seitenwechsel setzten die Mannheimer ihre Aufholjagd weiter fort. So zwang bereits in der 46. Minute der albanische Nationalspieler Fatmir Vata nach einem Freistoß Arminias Torwart Mathias Hain mit einem gefährlichen Kopfball zu einer Glanzparade. In der Folgezeit ergaben sich mehrere weitere Torchancen für die Mannheimer, die jedoch nicht genutzt werden konnten. Auf der anderen Seite blieben die Bielefelder durch Konter stets gefährlich. Mit der Zeit vermochten die Gäste es mehr und mehr, das Spiel aus ihrer Hälfte hinaus zu verlagern und dem Angriffsspiel der Waldhöfer den Schwung zu nehmen.
Als die Partie gerade etwas zu verflachen drohte, wurde von außen etwas Zündstoff ins Spiel hineingetragen. Schiedsrichter Meyer hatte sich gerade durch einige Entscheidungen gegen die Gastgeber den Zorn des einheimischen Publikums zugezogen. In dieser Situation stürmte plötzlich aus dem Mannheimer Block ein Fan auf den Platz. Dieser wurde augenblicklich von einem Ordner zu Fall gebracht und dann von mehreren Sicherheitskräften vom Platz geführt. Dieser Vorfall führte auf beiden Seiten zu einiger Unruhe unter den Fans, die darin gipfelte, daß eine Horde aufgebrachter Mannheimer den Platz zu stürmen versuchte. Sie schafften es auch tatsächlich, ein Tor zum Innenraum des Stadions aufzubrechen. Aus unerfindlichen Gründen gelang es ihnen danach jedoch nicht, den eigentlich freien Weg auf das Spielfeld zurückzulegen, so daß kurz darauf das Tor von den Ordnern wieder geschlossen werden konnte.
Während dieser bedenklichen Szenen zogen nicht etwa vor dem Mannheimer Fan-Block, sondern im Gästeblock Polizeikräfte auf, die bis zum Spielende ihre Position im Schatten des mit Transparenten behangenen Zaunes nicht mehr räumten, anstatt in der Gefahrenzone auf der anderen Seite des Platzes für Ordnung zu sorgen. Angesichts dieses Verhaltens der Polizei muß sich die Einsatzleitung die Frage gefallen lassen, ob hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wurde und die einheimischen Randalierer nur aufgrund ihrer Herkunft unbehelligt gelassen wurden, während die mitgereisten Fans aus Bielefeld aufgrund von Vorurteilen gegen Gäste unnötigerweise unter polizeiliche Bewachung gestellt wurden.
Nach diesen aufregenden Szenen außerhalb des Platzes herrschte im Mannheimer Fan-Block eine aufgebrachte Stimmung. Wut und Kampfeslust der Fans schienen sich in der Folgezeit auf die Mannschaft zu übertragen, die jetzt wieder eindeutig das Heft in die Hand nahm und die Bielefelder weit in die eigene Hälfte zurückdrängte. Die logische Folge war der Ausgleichstreffer durch Sascha Licht in der 65. Minute. Danach spielten die Mannheimer weiter druckvoll nach vorne und drängten auf den Führungstreffer, der kurz darauf auch tatsächlich fiel. Der zur Pause für seinen Stürmerkollegen Laszlo Klausz eingewechselte Selim Teber erzielte in der 78. Minute das 3:2. Innerhalb von nur dreizehn Minuten kippte damit die Partie, und die Bielefelder, die sich zuvor durchaus berechtigte Hoffnungen auf den ersten Auswärtssieg seit dem vierten Spieltag machen konnten, liefen nun einem Rückstand hinterher.
Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen in dieser Saison vermochten die Arminen diesmal jedoch nach dem Rückstand noch einmal nachzulegen und begannen einen Sturmlauf, der bereits nach vier Minuten durch den erneuten Ausgleichstreffer zum 3:3 belohnt wurde. Bei einem schnellen Konter über Markus Weissenberger liefen alle drei Mannheimer Abwehrspieler dem kleinen Österreicher hinterher und ließen den mitgelaufenen Artur Wichniarek vollkommen außer Acht. So hatte der Pole keine Mühe, nach dem genauen Zuspiel von Weissenberger zum 3:3 einzuschießen.
In den verbleibenden acht Minuten setzte Arminia die Gastgeber weiterhin unter Druck, die jetzt kaum noch aus der eigenen Abwehr herauskamen. Die Bielefelder hatten gleich mehrere hochkarätige Chancen, nach dem Ausgleich auch noch den Siegtreffer zu erzielen. Zunächst parierte Torwart Hollerieth nach einer Ecke einen Kopfball von Andre Hofschneider aus fünf Metern Torentfernung. Danach verpaßten mehrfach Bielefelder Angreifer am und im Strafraum den Ball, bevor Markus Weissenberger nach einem weiteren Konter die Entscheidung auf dem Fuß hatte. Er zögerte jedoch einen Sekundenbruchteil zu lange und schoß neun Meter vor dem Tor einen Abwehrspieler an, der sich aus vollem Lauf mutig in den Schuß warf.
Auf der Gegenseite mußte Mathias Hain kurz zuvor bei einem Freistoß noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen. In der Schlußminute hatte dann Bruno Labbadia noch einmal eine Chance durch einen Kopfball, der jedoch in den Armen von Torwart Hollerieth landete. So blieb es am Ende bei einem leistungsgerechten Unentschieden, mit dem angesichts der zwischenzeitlichen Führungen keine der beiden Mannschaften so richtig zufrieden sein konnte. Während Waldhof Mannheim im Kampf um den Aufstieg zwei wichtige Punkte im eigenen Stadion verlor, rutschte Arminia Bielefeld trotz der besten kämpferischen und spielerischen Leistung seit langer Zeit noch tiefer in die Abstiegszone.
Mannschaftsaufstellungen:
SV Waldhof Mannheim: Hollerieth, Cisse, Santos (90. Dittgen), Rehm, Vukotic, Vata, Skela, Balitsch, Catic (83. Pasieka), Klausz (46. Teber), Licht.
Arminia Bielefeld: Hain, Reinhardt, Friedrich, Borges, Flock (72. Diabang), Hofschneider, Dammeier, van der Ven (72. Porcello), Weissenberger, Wichniarek, Labbadia.
Schiedsrichter:
Florian Meyer (Braunschweig)
Tore:
1:0 Catic (22.), 1:1 Borges (32.), 1:2 Weissenberger (37.), 2:2 Licht (65.), 3:2 Teber (78.), 3:3 Wichniarek (82.)
Zuschauer:
7.300