Bei der klaren und verdienten 2:4-Niederlage bei Hannover 96 präsentierte sich Arminia Bielefeld erneut wie ein Abstiegskandidat. Bereits nach 30 Sekunden lag der Gastgeber aus Hannover durch ein Tor von Jan Simak in Führung. Hoffnung kam lediglich nach dem Ausgleichstreffer durch Bruno Labbadia in der 5.Minute für kurze Zeit auf. Nach einem nicht gegebenen Abseitstor durch Artur Wichniarek war jedoch sämtlicher Offensivgeist der Arminen verpufft. In der Folgezeit ließ sich die Mannschaft insbesondere in der Defensive regelrecht vorführen.
Die Hannoveraner nutzten clever die gesamte Breite des Platzes, legten ein hohes Tempo vor und kamen insbesondere über den linken Flügel immer wieder gefährlich vor das Tor der Bielefelder. Dabei zeigten die Gastgeber eine enorme Zielstrebigkeit auf das gegnerische Tor und kamen infolge dessen zu einer Vielzahl von guten Torchancen. In der 15.Minute könnte Bielefelds Torwart Mathias Hain einen Kopfball von Linke noch abwehren, eine Minute später wurde der Offensivgeist der Hannoveraner durch die erneute Führung belohnt. Erneut Jan Simak brachte sein Team durch einen kraftvollen Weitschuß aus 25 Metern wieder in Front. Von diesem erneuten Rückstand sollten sich die Bielefelder nicht wieder erholen.
Bereits nach 24 Minuten brachte Bielefelds Trainer Benno Möhlmann in der Abwehr Alexander Klitzpera für den enttäuschenden Brasilianer Marcio Borges, der bei beiden Gegentreffern eine äußerst unglückliche Figur gemacht hatte. Borges wirkte insgesamt stark verunsichert und hatte große Abstimmungsprobleme mit seinen Mitspielern, was sicherlich unter anderem auch darauf zurückzuführen sein dürfte, daß er auch nach anderthalb Jahren in Bielefeld und davor mehreren Jahren im deutschsprachigen Gebiet noch keine wesentlichen Fortschritte beim Erlernen der deutschen Sprache gemacht hatte. Bei allem Respekt für die Probleme bei der Integration von ausländischen Spielern muß man hier doch einmal die Frage stellen, ob dies noch einem professionellen Verhalten eines hochbezahlten Lizenzspielers entspricht.
Auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit wirkte Arminia Biefeld zu keiner Zeit wie ein Aufstiegskandidat, als den die Vereinsführung und Manager Heribert Bruchhagen die Mannschaft trotz der Negativserie vor diesem Spiel immer noch ansahen. Zwar bekamen die Gäste das Spiel etwas besser in den Griff, vermochten jedoch nicht, daraus Kapital in Form hochkarätiger Torchancen zu schlagen. Im Gegenteil, Hannover 96 blieb bei Kontern stets brandgefährlich und sorgte immer wieder für große Aufregung in der Bielefelder Hintermannschaft. So genügte in der 40.Minute ein einfacher Doppelpaß, um die komplette Abwehr der Gäste auszuspielen. Michael Dinzey konnte daraufhin mühelos das 3:1 für die Niedersachsen erzielen. Die Halbzeitführung der Hannoveraner war auch in dieser Höhe vollkommen verdient.
Nach der Halbzeitpause entschloß sich ein Teil der etwa 1.000 mitgereisten Bielefelder Fans, aus Protest gegen die indiskutable Vorstellung der eigenen Mannschaft nicht wieder in den Gästeblock zurückzukehren, sondern vor den Toren des Blockes zu verharren. Leider war auch diese Maßnahme nicht dazu geeignet, die Bielefelder Kicker zu besseren Leistungen zu bewegen, zumal die Mehrzahl der Fans sich mit Argumenten wie "ich habe bezahlt, also will ich auch was sehen" nicht an dieser Protestaktion beteiligte. Auch die Aktion diverser Bielefelder Fanclubs, ihre Fahnen und Transparente ab der Halbzeitpause auf den Kopf zu stellen, verlor sich im weiten Rund des Niedersachsenstadions und erregte keinerlei Aufmerksamkeit bei den Spielern oder auch nur bei den Vertretern der Presse.
So lief das Spiel dann wie gehabt weiter. Arminia vermochte nicht, ernstzunehmenden Druck auf das Hannoveraner Tor zu entwickeln, und fing sich immer wieder gefährliche Konterchancen ein. Verfehlte Danijl Stefulj bei seinem Sololauf in der 54.Minute noch sein Ziel, so machte es Linke in der 70.Minute besser und erzielte nach einer Flanke von Simak mit einem Volleyschuß das 4:1. Sowohl Simak als auch Linke wurden dabei von der Bielefelder Abwehr anscheinend überhaupt nicht beachtet und standen daher in dieser Szene sträflich frei. Die Hintermannschaft der Ostwestfalen schien oftmals schon in ihrer Auflösung begriffen zu sein.
Im Spiel nach vorne lief es bei Arminia nicht wesentlich besser. Auch das überraschende Comeback des österreichischen Mittelfeldregisseurs Markus Weissenberger, der in der 58.Minute für Christian Wück eingewechselt wurde, brachte keine entscheidenden Impulse in das Spiel der Gäste. Im Angriff lief fast nichts mehr zusammen, und selbst wenn die Hannoveraner Abwehr nach Standardsituationen mächtig ins Schwimmen geriet, vermochten die Bielefelder Angreifer den Ball nicht im Tor unterzubringen. So köpfte Bruno Labbadia freistehend aus fünf Metern den Hannoveraner Torwart Jörg Sievers an, und bei mehreren undurchsichtigen Szenen im Strafraum waren die Abwehrspieler der Gastgeber stets vor ihren desorientiert wirkenden Bielefelder Gegenspielern am Ball. Auch der eingewechselte Ilija Aracic vermochte keine dieser Situationen zu nutzen.
Erst als alles zu spät war und niemand im Stadion mehr mit einem Tor für die Bielefelder gerechnet hätte, erzielte der aufopferungsvoll kämpfende Pole Artur Wichniarek in der 86.Minute noch den Treffer zum 2:4 für die Gäste, der jedoch lediglich als unbedeutende Ergebniskorrektur anzusehen war. Danach geriet das Tor der Gastgeber nicht mehr ernsthaft in Gefahr, und Hannover 96 brachte den Heimsieg souverän über die Zeit.
In dieser Verfassung hat Arminia Bielefeld im Profifußball nichts zu suchen. Die Mannschaft bot erneut eine vollkommen indiskutable Leistung und ließ sich über weite Strecken praktisch ohne ernstzunehmende Gegenwehr vom Gegner vorführen. Wenn nicht bald Besserung eintritt, droht dem Verein statt des angestrebten Wiederaufstiegs in die erste Bundesliga der Abstieg in die Regionalliga.
Mannschaftsaufstellungen:
SV Hannover 96: Sievers, Schäfer, Dermech, Amadou, Lala, Stefulj, Linke, Däbritz (68. Molata), Dinzey, Simak, Stendel (76. Toure, 90. Rose).
Arminia Bielefeld: Hain, Friedrich, Reinhardt, Borges (25. Klitzpera), Stratos (69. Aracic), Flock, Dammeier, Bode, Wück (58. Weissenberger), Wichniarek, Labbadia.
Schiedsrichter:
Günter Perl (München)
Tore:
1:0 Simak (1.), 1:1 Labbadia (5.), 2:1 Simak (16.), 3:1 Dinzey (40.), 4:1 Linke (70.), 4:2 Wichniarek (86.)
Zuschauer:
12.050