Durch eine vollkommen unnötige 1:2-Niederlage beim MSV Duisburg verlor Arminia Bielefeld endgültig den Kontakt zur Spitzengruppe in der zweiten Fußball-Bundesliga und versank nach dem achten sieglosen Spiel in Folge im Mittelfeld der Tabelle. Gegen einen pomadig wirkenden MSV Duisburg machte Arminia zwar insbesondere nach der Pause über weite Strecken einen frischeren und engagierteren Eindruck als der Gegner, konnte jedoch nur äußerst selten das Tor der Heimmannschaft ernsthaft in Gefahr bringen, während die Duisburger durch Konter stets gefährlich blieben und die Bielefelder Hintermannschaft ein ums andere Mal in Bedrängnis brachten. Bezeichnenderweise resultierte der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer durch den Polen Artur Wichniarek aus einem Geschenk des Duisburger Torhüters, während die Treffer der Heimmannschaft durch zahlreiche krasse Abwehrfehler der Bielefelder begünstigt wurden.
Bielefelds Trainer Benno Möhlmann hatte an seiner Aufstellung gegenüber der Vorwoche mehrere taktische und personelle Änderungen vorgenommen. Vor einer Dreier-Abwehrkette mit Marcio Borges, Bastian Reinhardt und dem wieder ins Team gerückten Arne Friedrich agierte wie zuletzt Thomas Stratos im Mittelfeld, neben dem diesmal jedoch Dirk Flock auf dem rechten Flügel spielte. Auf der linken Seite wechselten sich Detlev Dammeier und Jörg Bode ab, während Massimiliano Porcello im offensiven Mittelfeld hinter den Spitzen sein Glück versuchen durfte. Neben Routinier Bruno Labbadia stürmte zum ersten Mal in der laufenden Saison Artur Wichniarek von Beginn an und lieferte eine ordentliche Vorstellung ab, die zumindest weitere derartige Einsätze rechtfertigte.
In der Anfangsphase spielten beide Mannschaften zunächst äußerst abwartend und ohne großes Risiko. Daher dauerte es auch bis zur 21.Minute, bis Arminia Bielefeld das erste Mal halbwegs gefährlich vor das Duisburger Tor kam und sich wenigstens den ersten Eckball erspielte, der jedoch nichts einbrachte. Auf der anderen Seite verzeichneten die Gastgeber erst in der 25.Minute durch Hendrik Liebers den ersten Torschuß, der jedoch ebenfalls nicht sein Ziel fand. Zwei Minuten später war Duisburgs litauischer Torwart Gintaras Stauce zum ersten Mal gefordert, als er einen Schuß von Dirk Flock aus etwa 22 Metern abwehren mußte.
Bereits die nächste nennenswerte Chance der Duisburger führte zur 1:0-Führung für die Gastgeber. Nachdem Thomas Stratos einen Zweikampf im Mittelfeld verloren hatte, stieß Duisburgs Mittelfeldspieler Carsten Wolters auf der rechte Seite vor. Von Jörg Bode nicht entscheindend gestört, konnte er ungehindert in die Mitte flanken, wo der nicht ausreichend gedeckte Policella den Ball nur noch einzuschieben brauchte. Da bis zur Pause keine weiteren entscheidenden Szenen mehr passierten, stellte dieses 1:0 gleichzeitig auch den Halbzeitstand dar.
Nach der Pause beschränkten sich die Duisburger weitgehend darauf, sich in einer starken Defensive einzumauern und vorne nur noch auf Konter zu lauern, was ihnen auch recht gut gelang. Während die Bielefelder bei ihren stetigen Angriffsbemühungen nur selten wirklich Gefahr vor das Tor der Hausherren bringen konnten, blieben die Duisburger bei Kontern stets brandgefährlich. Arminias Offensivspiel wirkte einmal mehr zwar bemüht, aber weitgehend ideenlos. Auf den Außenpositionen war auch diesmal klar zu erkennen, daß Arminia den personellen Aderlaß nach dem Abstieg nicht verkraftet hat und von den von Ex-Trainer Hermann Gerland nach Bielefeld geholten Spielern kein einziger auch nur annähernd diese Positionen ausfüllen kann. Zudem wurden im Mittelfeld viel zu oft die Zweikämpfe nicht angenommen, so daß das Spiel der Bielefelder insgesamt recht wirkungslos blieb.
Lediglich bei Standardsituationen entstand gelegentlich Gefahr. So kam nach etwa einer Stunde Spielzeit nach einer Ecke von Detlev Dammeier der lange Bastian Reinhardt in der Mitte zum Kopfball, der jedoch von einem Duisburger Abwehrspieler auf der Torlinie abgewehrt wurde. Vier Minuten später erzielte Artur Wichniarek den Ausgleich zum 1:1 für Arminia Bielefeld, aber auch dieses Tor entstand durch Zufall, nicht durch eine herausgespielte Aktion. Eine abgefälschte Flanke von Dirk Flock von der rechten Seite trudelte halbhoch in den Strafraum, wo der Ball eigentlich schon eine sichere Beute von Duisburgs Torhüter Gintaras Stauce zu sein schien. Der Litauer ließ den Ball jedoch fahrlässig erst durch die Hände und dann auch noch zwischen seinen Beinen hindurchrutschen. Der hinter ihm lauernde Wichniarek erfaßte die Situation, kam einen Schritt schneller als sein Gegenspieler an den Ball und donnerte das runde Leder in die Maschen.
Gegen eine angeschlagen wirkende Duisburger Mannschaft suchten die Bielefelder in der Folgezeit die Entscheidung und drängten ihrerseits auf den Führungstreffer, der wohl den Sieg in dieser schwachen Partie bedeutet hätte. Diese Bemühungen wirkten jedoch zu unkonzentriert und wenig durchdacht, die Bälle landeten viel zu oft ohne Not bereits frühzeitig beim Gegner, so daß an ein kontrolliertes Aufbauspiel nicht zu denken war. Auch nach der Einwechslung von Michael Sternkopf für den an diesem Abend eher blaß gebliebenen Jörg Bode stellte sich keine entscheidende Besserung ein. Im Gegenteil: Die Duisburger, die sich jetzt wieder halbwegs gefangen hatten, nutzten die unnötigen Bielefelder Ballverluste im Mittelfeld ein ums andere Mal zu Kontern, bei denen die Hintermannschaft der Arminia immer wieder sehr unsicher wirkte.
In der 75.Minute geschah dann das, was alle aus Bielefeld mit in den Ruhrpott gereisten Zuschauer bereits befürchtet hatten: Bei einer Hereingabe von der rechten Seite fühlte sich im Strafraum offenbar niemand für den aufgerückten Duisburger Abwehrspieler Marijan Kovacevic zuständig, der aus kurzer Distanz vollkommen unbedrängt zur erneuten Führung für den MSV einschießen konnte. Von diesem Schock erholten sich die Bielefelder bis zum Spielende nicht mehr. Zwar versuchte man weiterhin krampfhaft, nach vorne zu spielen, jedoch waren deutliche Anzeichen von Resignation zu erkennen. Bei weiteren Kontern waren die Duisburger dem dritten Treffer sogar näher als die Bielefelder dem Ausgleich. Da aber beide Mannschaften vor dem Tor kaum noch etwas zustande brachten, blieb es schließlich beim 2:1 für die Gastgeber.
In einer insgesamt sehr schwachen Partie, die von Schiedsrichter Mike Pickel aus Ettringen im Rheinland ohne große Fehler geführt wurde, gewann mit dem MSV Duisburg die abgeklärter wirkende Mannschaft, die zwar schnörkellos spielte, dafür aber ihre wenigen Chancen konsequent nutzte. Für Arminia Bielefeld blieb an diesem kalten Freitagabend im November unter dem Strich nur die Erkenntnis, daß die Mannschaft offenbar bei weitem nicht die Qualität aufweist, die ihr vor Saisonbeginn von verschiedenen Seiten nachgesagt wurde. Für die Ostwestfalen brechen schwere Zeiten an, und Arminia muß angesichts der schweren Aufgaben in den nächsten Spielen aufpassen, nicht noch vor Weihnachten sogar in den Abstiegsstrudel hineingezogen zu werden. Der Abstand nach unten beträgt jedenfalls bereits jetzt nur noch wenige Punkte.
Mannschaftsaufstellungen:
MSV Duisburg: Stauce, Wohlert, Steffen, Kovacevic, Wolters, Sarpei, Zeyer (84. Hoersen), Drsek, Liebers, Policella (90. Omodiagbe), Güvenisik (73. Seidel).
Arminia Bielefeld: Hain, Friedrich, Reinhardt, Borges, Stratos, Dammeier, Flock (80. van der Ven), Porcello, Bode (73. Sternkopf), Wichniarek, Labbadia (80. Aracic).