Wir schreiben den 19. 11. 2005 und somit den 13. Spieltag der Bundesliga-Saison 2005/2006. Am heutigen Nachmittag trat der DSC Arminia Bielefeld zu Hause gegen den deutschen (Rekord-) Meister FC Bayern München an und könnte das Spiel hoch verdient mit 1:0 gewonnen haben - zumindest dann, wenn der Schiedsrichter mit Beginn der 82. Spielminute das Spiel abgepfiffen hätte. Da er dies jedoch erst rund 15 Minuten später tat, der FC Bayern in der letzten Phase des Spiels und der rekordverdächtig langen Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne warf und dabei noch 2 Tore erzielen konnte, steht der DSC am Ende ohne zusätzliche Punkte da und kann sich trotz einer guten Mannschaftsleistung keineswegs über den Ausgang des Spiels freuen.
Trainer Thomas von Heesen mußte gegenüber der Partie in Frankfurt auf David Kobylik verzichten, für den diesmal Fatmir Vata in der Startformation stand. Isaac Boayke, der im Laufe der Woche über eine Rippenverletzung und weniger über Angstbauchweh klagte, konnte von Beginn an spielen, was sich für den DSC letztlich zumindest in einer Form zählbar auswirken sollte.
Am Anfang der Partie kam der FC Bayern besser ins Spiel, und der DSC verlagerte sein Zentrum sehr weit in die eigene Hälfte. Die Räume wurden für den FC aus München sehr eng gestellt. Die Arminen wurden erst in Mitte der ersten Hälfte etwas mutiger, so daß einige Konterversuche unternommen wurden. Strafraumszenen gab es jedoch so gut wie keine, auch wenn es nach rund 30 Spielminuten einen größeren Aufreger gab, da "Zuma the Puma" im Strafraum des FC Bayern zu Fall kam und der Ball dabei wenn überhaupt nur in allerletzter Sekunde durch Ismael berührt wurde.
[Anmerkung: Wie die Fernsehbilder zeigen auch unsere Fotos deutlich: Zusätzlich zur Abwehraktion von Lucio, der zwar erst den Ball, danach jedoch den weiter mit Ball auf das Tor zustrebenden Zuma traf, wurde Zuma auch noch von Ismael gehalten und gestoßen, woraufhin er das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging. Ein Elfmeter wäre in dieser Situation absolut berechtigt gewesen! ← El Capitán ]
Die Arminia kam nach der 30. Spielminute immer besser ins Spiel und zeigte sich sehr zweikampfstark, wobei es häufig zum Angriff von gleich zwei Arminen gegen den ballführenden Münchner kam. Der FC Bayern München hingegen kam gegen die aggressiven Arminen kaum noch ins Spiel und ließ die sonst übliche Kreativität im Mittelfeld mit schnellen Torraumszenen stark vermissen.
Nach der Pause brachte Arminias Trainer Thomas von Heesen den Ex-Münchner Tobias Rau ins Spiel, der für den verletzten Schuler die linke Seite bearbeiten sollte. Ob die nun folgenden starken Szenen in der Arminen-Offensive ausschließlich mit der Einwechslung von Rau zu tun haben, ist fraglich, jedoch tat dieser einen ordentlichen Beitrag hinzu.
Durch mehrere Abspielfehler der Bayern im Spielaufbau kam der DSC immer wieder zu guten Aktionen und Kontern, was in der 60. Spielminute dazu führte, daß Sibusiso Zuma den Münchner Ismael in der linken Strafraumhälfte mit einem Heber überrumpelte und den Ball von der Grundlinie auf "Bauchweh-Boakye" spielen konnte. Dieser mußte den Ball aus kurzer Distanz nur noch einschieben und konnte damit die verdiente und viel umjubelte Führung für Arminia erzielen. Die Blauen der Schüco-Arena tobten vor Freude, die Bayern-Bank vor Schock.
Nach dem toll herausgespielten Tor zog sich die Arminia ähnlich wie in der ersten Hälfte weiter zurück und ließ den FC Bayern Druck aufbauen, welcher jedoch zuerst weiterhin ohne Konzept nicht genutzt werden konnte. Die Arminia hingegen lauerte auf Konter und kam teilweise brandgefährlich in Richtung Strafraum der Münchner, wobei es zu einer recht kuriosen Szene kam: Bernd Korzynietz flankte scharf von der rechten Seite. Bayerns Franzose Sagnol wollte zu Kahn zurückköpfen und tat dies mit derart großer Wucht, daß der Ball unerreichbar für Oliver Kahn und - schade für den DSC - ganz knapp rechts am eigenen Tor vorbei ging.
Sechs Minuten vor dem regulären Spielende kam dann, was kommen mußte. Die Arminia, die zuvor die Überlegenheit in der Offensive nicht zum zweiten Tor ausnutzte, gestattete den Münchnern erstmals Platz und kassierte, erschreckend für die 25 Minuten zuvor jubelnden Arminen, prompt den Ausgleich. Guerrero setzte sich auf dem rechten Flügel gegen Marcio Borges durch, drang in den Strafraum ein und schob den Ball flach nach innen auf Pizarro, der bedauerlicherweise wesentlich schneller war als Bernd Korzynietz und den Ball aus sechs Metern in Matze Hains Gehäuse einnetzen konnte.
Die Bielefelder, die merklich müder wurden, kamen jetzt kaum noch in Ballbesitz, und der FC Bayern spielte nun das, wovon der eine oder andere Münchner Fan noch in der ersten Halbzeit nur träumen konnte. Dennoch dauerte bis weit in die schier endlos lange Nachspielzeit (für die es eigentlich gar keinen Grund gab), ehe der FC Bayern mit Glücks- und Schiedsrichterbonus doch noch den Siegtreffer erzielen konnte. Die Arminen, die sich lange gegen den Druck der Bayern zur Wehr setzen konnten, mußten mit ansehen, wie Guerrero Matze Hain nach einem brutalen Fehler von Heiko Westermann anschoß und der Ball unglücklich auf den frei stehenden Pizarro kullerte. Dieser setzte den Nachschuß mit rechts direkt ins leere Tor und erstickte alle Bielefelder Träume, zumindest einen Punkt gegen den FC Bayern nach Hause zu schieben.
Der DSC verlor nach einer ordentlichen Leistung vollkommen unverdient mit 1:2 gegen den deutschen Rekordmeister, der bis auf die letzten Minuten der zweiten Hälfte keineswegs überzeugen konnte. Trotzdem kann der DSC auf dieser Leistung aufbauen und sollte nun optimistisch nach vorne blicken. Am nächsten Spieltag geht es zum VFL Wolfsburg, der an diesem Spieltag mit 6:1 beim SV Werder Bremen verlor und wohl noch mehr geschockt sein wird als der DSC nach der unglücklichen Niederlage gegen den FCB.
Es bleibt zu hoffen, daß der Kader in der kommenden Woche von weiteren Trainingsunfällen verschont bleibt und die verletzten Spieler schnell wieder gesunden. Wenn alles glatt läuft, ist die Chance auf einen Sieg in Wolfsburg jedenfalls gar nicht so gering!
Bericht: Locke
Mannschaftsaufstellungen:
Arminia Bielefeld: Hain, Korzynietz, Westermann, Borges, Schuler (46. Rau), Küntzel (84. Pinto), Fink, Dammeier, Vata, Zuma, Boakye.
Bayern München: Kahn, Sagnol, Lucio, Ismael, Lizarazu (63. Lahm), Schweinsteiger (46. Deisler), Demichelis, Ze Roberto, Scholl (78. Guerrero), Makaay, Pizarro.
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 1:0 Boakye (60.), 1:1 Pizarro (85.), 1:2 Pizarro (96.)
Zuschauer: 26.601 (ausverkauft)